Fütterungsseminar des HCCG - Mehr als 50 Prozent der Pferde werden falsch gefüttert

Foto: Dr. Lisa Kruse stellte den Teilnehmern mit dem Body Condition Scoring System eine Methode vor, wie das Körpergewicht des Pferdes auch ohne Waage kontrolliert werden kann.

Foto: Dr. Lisa Kruse stellte den Teilnehmern mit dem Body Condition Scoring System eine Methode vor, wie das Körpergewicht des Pferdes auch ohne Waage kontrolliert werden kann.

 

Georgsmarienhütte (HCCG). Ob Futtermittelexperte oder interessierter Pferdebesitzer: Beim Fütterungsseminar des Horse Competence Centers Germany (HCCG) Ende März auf dem Rittergut Osthoff in Georgsmarienhütte bei Osnabrück nahmen alle Teilnehmer neue Erkenntnisse mit und waren restlos begeistert. Hauptgrund dafür waren wohl die erstklassigen Referenten, die das HCCG für die Veranstaltung gewinnen konnte.

 

Hauptredner Prof. Dr. Heiner Westendarp von der Hochschule Osnabrück räumte mit etlichen Vorurteilen und Missverständnissen rund um die Pferdefütterung gründlich auf. „Mehr als 50 Prozent der Pferde in Deutschland werden nicht bedarfsgerecht gefüttert“, so nur ein Resümee Westendarps, der an der Hochschule Osnabrück das Fachgebiet Tierernährung leitet. Häufig erhalten sie zu viel Futtermittel, die sie gar nicht benötigen und zu wenig von dem, was wirklich gebraucht wird. „Was das Wissen um die richtige Fütterungsstrategie anbetrifft, hinkt die Pferdehaltung anderen Tierbereichen oft um Lichtjahre hinterher“, so sein Fazit. Dabei entscheidet die richtige Fütterung nicht nur über Gesundheit, Langlebigkeit und Erfolg des Pferdes, sondern bildet mit etwa 50 bis 60 Prozent auch den größten Posten in den Haltungskosten. In nicht einmal fünf Prozent aller pferdehaltenden Betriebe werde eine systematische und regelmäßige Rationsberechnung des Pferdefutters vorgenommen, so eine seiner Erkenntnisse. Doch auch Fehler in der Futtermittelzubereitung, der Fütterungsstrategie und der Futtermittelhygiene verursachen immense Mehrkosten und gravierende gesundheitliche Probleme für die Pferde.

 

Ein weitere Aspekt, der kaum beachtet wird: die Wasserqualität. Eine Untersuchung bei mehr als 50 pferdehaltenden Betrieben in Nordrhein-Westfalen, die mit eigenem Brunnenwasser tränkten, ergab, dass rund 25 Prozent der Betriebe eine Wasserqualität aufwiesen, die für das Tränken von Pferden nicht mehr geeignet war. Hauptursache dafür waren übermäßige Nitrit- und Nitratbelastungen sowie überalterte Leitungssysteme, die das Wasser kontaminierten. Nicht nur Mangelerkrankungen können die Folge sein. Überschreitet etwa der Eisengehalt des Wassers bestimmte Konzentrationen, kann daraus resultieren, dass Medikamente wie etwa Antibiotika nicht mehr wirken. Mindestens einmal im Jahr sollten Betriebe, die mit Brunnenwasser tränken, eine Wasseranalyse vornehmen lassen. Die Untersuchungszentren der Landwirtschaftskammern bieten eine solche Analyse ab etwa 30,00 Euro an.  

 

Die promovierte Agrarwissenschaftlerin Lisa Kruse, die ebenfalls an der Hochschule Osnabrück tätig ist, stellte den Teilnehmern mit dem Body Condition Scoring System eine Methode vor, wie das Körpergewicht des Pferdes auch ohne Waage kontrolliert werden kann. Zudem zeigt das einfach zu erlernende Messsystem an, ob und an welchen Stellen Pferde zu dick oder zu dünn sind. Der Hintergrund: Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als Pferde noch stark in Landwirtschaft, Militär und Verkehr genutzt wurden, leiden heute viele Pferde ähnlich wie die Menschen an einer Zivilisationskrankheit: Sie sind schlichtweg zu fett.

 

Einen beeindruckenden Einblick in die Fütterungsstrategien des wohl größten Reitpferdegestüts der Welt bot abschließend Dr. Marc Lämmer, Leiter des Gestüts Lewitz in Mecklenburg-Vorpommern. Der Vorzeigebetrieb von Paul Schockemöhle beherbergt rund 4.000 Pferde und bearbeitet etwa 3.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Jährlich kommen dort circa 700 Fohlen zur Welt. Die große Anzahl der Pferde sowie die extrem unterschiedlichen Bedürfnisse erfordern hier absolutes Spitzenwissen in der Fütterung. Entwickelt wurde hierfür in Lewitz eine „Total Mixed Ration“ (TMR), die aus verschiedenen Silagen, Hafer, Mineralien und Spurenelementen, Eiweißträgern und Stroh besteht. Je nach Anforderung der einzelnen Pferdegruppen unterschiedlich gemischt, erfolgt die Fütterung so, dass die Pferde möglichst lange mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind und Futterneid nicht entsteht.

 

Zufriedenes Fazit eines Teilnehmers am Ende des Seminars: „Ich halte zwar bereits seit mehr als 30 Jahren Pferde, aber ich habe hier und heute im HCCG mehr Neues über die Fütterung gelernt als in den letzten zehn Jahren zusammen.“ Bereits am 19. April wird die erfolgreiche Seminarreihe des HCCG fortgesetzt. Dann dreht sich in einem mit hochkarätigen Referenten besetzten Seminar alles um das Thema Reitböden.

 

Weitere Informationen:

Horse Competence Center Germany (HCCG)

Rittergut Osthoff 5

D - 49124 Georgsmarienhütte

Telefon           05401.8813-220

Fax                  05401.8813-210

Email              info@horse-competence-center.de

www.hccg.de

 

 

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