Mannschafts-Olympiasieger Benjamin „Ben“ Maher hat die erste große Springprüfung beim CHIO in Aachen gewonnen. Der 30-jährige Brite siegte auf der elfjährigen Stute Cella im Warsteiner-Preis, dem Preis von Europa, nach dem schnellsten Ritt im Stechen. Gemeinsam mit dem Belgischen Warmblut von Besitzerin Jane Clark absolvierte Maher den 400 Meter langen Stechparcours in 44,07 Sekunden.
Von den 52 angetretenen Springreitern erreichten 20 das Stechen, Parcoursbauer Frank Rothenberger lässt sich offensichtlich Luft nach oben und stellte die Reiter noch nicht vor die allerschwierigsten Aufgaben. „Der Kurs ist nicht der Schwerste, aber auch keineswegs zu leicht. Das ist ein Zeichen für die hohe Qualität in Aachen“, kommentierte Dennis Peiler, DOKR- und FN-Geschäftsführer Sport. Nach den Vorstellungen des deutschen Reitsportfunktionärs wäre natürlich ein weiterer Sieg der deutschen Vertreter (Patrick Stühlmeyer und Hansi Dreher hatten bereits triumphiert) gelegen gekommen. „Ich drücke unseren jungen Wilden die Daumen“, sagte Peiler vor dem finalen Umlauf und verwies auf das hervorragende Auftreten der deutschen Perspektivgruppe Springen. Fünf der jungen Talente starteten im Normalumlauf. Drei der U25-Reiter – Katrin Eckermann, Jan Wernke und David Will – erreichten das Stechen. Dort jedoch konnte sich der Nachwuchs nicht durchsetzen. Im Kampf um die vordersten Plätze spielten die Deutschen keine Rolle und verpassten sogar die Top Ten. Christian Ahlmann ritt als bester Vertreter des Bundesadlers auf seinem Erfolgspferd Taloubet Z auf Rang elf, Katrin Eckermann folgte auf Firth of Lorne auf dem zwölften Platz.
Knapp geschlagen geben musste sich Harrie Smolders. Der Niederländer kam auf Exquis Walnut de Muze nach 45,74 Sekunden ins Ziel. Die Französin Pénélope Leprevost landete nach ihrem Null-Fehler-Ritt auf Nayana mit einer Zeit von 45,88 Sekunden auf Rang drei. Insgesamt neun Reiter hatten alle Stangen fehlerfrei überquert.
„Cella ist ein phänomenales Pferd. Sie ist sehr schnell. Ihre Stärke liegt in den weiten Strecken zwischen den Sprüngen. Der Kurs kam uns heute entgegen“, sagte Maher. Sein Erfolgsrezept? „Ich habe gesehen, dass viele Reiter an der Mauer kurz vor dem Ziel scheiterten. Deshalb habe ich den Rolex-Oxer davor gerade angeritten, um dann die richtige Distanz auf die Mauer zu bekommen“, beschrieb der Sieger, der die optimale Linie und die beste Taktik fand.
Maher selbst beschrieb seine aktuelle Situation als „sehr komfortabel“. Der junge Brite sei froh, neben seinem Olympia-Pferd Triple X mit Cella (Cento/Chin Chin) ein weiteres Top-Pferd zur Verfügung zu haben. „So kann ich die einzelnen Prüfungen optimal besetzen.“ Mit Cella, die er erst seit Ende des vergangenen Jahres unter seinem Sattel hat, befindet er sich derzeit in der Erfolgsspur. Erst vor zwei Wochen gewann er mit ihr die London-Etappe der Global Champions Tour. Bereits im Februar war sie das ertragreichste Pferd beim Grand Prix in Palm Beach, Florida. Die Stute habe einen großen Eigenantrieb. „Auf ihr bin ich meistens mehr Passagier als Reiter“, beschrieb Maher.
Im Übrigen ist Ben Maher zum ersten Mal beim CHIO in Aachen dabei. Der Mann von der Insel war sofort fasziniert von der Reitsport-Traditionsstätte. „Ich habe noch nie erlebt, dass sich so viele Menschen an einem Mittwoch Springreiten ansehen“, sagte der Olympia-Neunte verblüfft. 32.700 kamen in die Soers, zuvor waren bereits am Morgen 7.500 Kinder der Einladung des Aachen-Laurensberger Rennvereins zum traditionellen CHIO-Schülertag gefolgt.
PM