Im Gespräch mit Henrik Von Eckermann - Aktueller Rolex Grand Slam Aspirant

Foto: Henrik von Eckerann - Fotograf: Peter Nixon / Royal Windsor Horse Show

Foto: Henrik von Eckerann - Fotograf: Peter Nixon / Royal Windsor Horse Show

Können Sie uns erzählen, wo Sie herkommen und wie Sie zum Reitsport gekommen sind?

Meine Eltern waren Bauern, und sie waren zwar keine Turnierreiter, meine Mutter hatte jedoch ein oder zwei Pferde zum Ausreiten. Meine Eltern gingen jedes Jahr zur Göteborg Horse Show, und als ich ein Kind war, ging ich mit und dachte mir, wie gerne ich eines Tages an diesem Turnier teilnehmen würde. Ich habe meine Zeit zuhause auf dem Bauernhof gerne mit den Tieren verbracht, und das war wohl der Anfang.

 

Können Sie Ihr erstes Pony beschreiben?

Mein erstes Pony war ein Dales-Pony mit dem Namen Golden Chance.

 

Was war Ihr bisheriger Karrierehöhepunkt?

Das lässt sich ehrlich gesagt nur schwer sagen, mein letzter Höhepunkt war natürlich der Sieg beim Rolex Grand Prix bei den Dutch Masters, aber es gab so viele Höhepunkte. Es kommt darauf an, in welcher Karrierephase man sich befindet. Ich habe so viele Erinnerungen, die von meinem ersten internationalen Turnier bis hin zu ‘s-Hertogenbosch reichen. Ein Sieg bei einem Grand Prix war aber natürlich eines meiner Hauptziele.

 

Was haben Sie sich bei den Dutch Masters gedacht, als Ihnen klar wurde, dass Sie den Rolex Grand Prix gewonnen hatten?

Steve war vor mir dran, und als ich seinen Ritt sah, dachte ich mir: „Ok, das kann ich übertreffen.“ Danach kamen noch zwei oder drei andere Reiter, und wenn man nicht der Letzte ist, weiß man nie, was noch passieren kann. Ich war so oft Zweiter. Beim Geneva Rolex Grand Prix wurde ich von Kent geschlagen und belegte wieder den zweiten Platz, deshalb habe ich mich richtig gefreut, dass ich diesmal gewonnen habe. Es war schwer, den anderen zuzusehen, ich war so nervös, dass ich wieder auf dem zweiten Platz enden würde.

 

Wie bereiten Sie sich auf die nächste Etappe des Rolex Grand Slam beim CHIO Aachen vor?

Ich versuche, zu klären, welches Pferd ich reiten werde. Das ist noch offen. Es bleiben noch etwa 10 Wochen und ich muss einen Plan fassen.

 

Sind Sie der Ansicht, dass der Rolex Grand Slam die Beliebtheit des Springreitens steigert?

Oh ja, das ist eine hervorragende Ergänzung für den Sport. Die Rolex-Turniere sind die besten der Welt und jeder will die Grand Slam-Preise gewinnen. Der Rolex Grand Slam ist die Formel 1 des Reitsports und nahezu unantastbar! Ich weiss nicht, ob irgendjemand denselben Erfolg erzielen kann wie Scott Brash - mein derzeitiges Ziel ist es, zwei Turniere nacheinander zu gewinnen, aber wir werden sehen. Das ist auf jeden Fall ein toller Anreiz.

 

Was haben Sie und Toveks Mary Lou seit Ihrem Sieg im März getan?

Wir haben an ein paar Turnieren teilgenommen, zuerst am FEI World Cup™ Final in Göteborg, aber das lief nicht wie geplant und ist deshalb in Vergessenheit geraten. Sie hatte eine kleine Pause und Royal Windsor war seither ihr erstes Turnier und sie war so erfolgreich, das hat uns so gefreut!

 

Sie hatten ein hervorragendes Jahr mit Toveks Mary Lou - was macht diese Stute zu so einem besonderen Pferd?

Sie ist eine Gewinnerin. Sie hat auf Turnieren echten Wettkampfgeist. Sie strengt sich immer richtig an und weiss genau, dass sie ihr Bestes geben muss.

 

Wie ist sie zuhause und auf Turnieren?

Sehr unterschiedlich. Zuhause ist sie sehr ruhig und sie lässt es sich gut gehen, auf Turnieren kann sie jedoch sehr sensibel sein. Ihre Laune ändert sich stark. Zuhause ist sie viel entspannter und erschrickt sich nicht so leicht, aber hier auf dem Turnier ist sie viel wachsamer, als ob sie unter Strom steht. Da muss man aufmerksam sein und sie sorgt dafür, dass ich nicht fahrlässig werde!

 

Können Sie Ihr Team beschreiben, einschließlich der Leute, die Sie zuhause und auf Turnieren unterstützen?

Da war von Anfang an Karl Schneider. Er hatte einen Bauernhof und ihm gehörte Mary Lou ursprünglich. Bei Karl auf dem Bauernhof fing alles an. Wir hatten zum Glück dieses Pferd, an das ich von Anfang an geglaubt habe. Dann sind da natürlich die Toveks, die Eigentümer von Mary Lou, die zugesagt haben, dass ich sie weiterhin reiten kann, das war sehr wichtig. Und dann sind da natürlich alle meine Pferdepfleger zuhause auf dem Hof. Sie kümmern sich so gut um Mary Lou, sie ist nämlich was ganz Besonderes, ihr könnte leicht etwas zustoßen, und weil ich nicht immer bei ihr sein kann, bin ich so dankbar für ihre Unterstützung. Ich habe letztendlich ein fantastisches Team. Und schließlich ist da meine Freundin, die mir an guten und an schlechten Tagen zur Seite steht. Da habe ich echt Glück. Wenn man sich selbständig macht, merkt man, wie wichtig es ist, dass man gute Leute um sich hat.

 

Was ist der schwierigste Aspekt Ihres Berufs?

Manchmal passieren Dinge, über die man keine Kontrolle hat, und die einen daran hindern, seine Ziele zu erreichen. Pferde verletzen sich, und das ist meiner Meinung nach der schwierigste Aspekt - das Bewusstsein, dass jederzeit etwas passieren könnte.

 

Was ist der beste Aspekt Ihres Berufs?

Da gibt es so viele Dinge. Einfach nur, dass wir mit diesen Tieren arbeiten können. Dass wir mit ihnen auf diese Weise kommunizieren und eine partnerschaftliche Beziehung aufbauen können. Siege sind da nur ein sehr geringer Teil. Der Weg dahin ist so wichtig. Letztendlich ist ein Sieg nur eine Krönung. Es ist nie dasselbe, jeder Tag ist anders. Das ist in keinem anderen Sport so. Manche Tage sind toll, und an anderen fällt man in den Dreck. Man weiß nie, was noch passiert.

 

Was wären Sie, wenn Sie kein professioneller Reiter wären?

Ich wäre vielleicht gerne ein Eishockeyspieler geworden.

 

Wie alt waren Sie, als Sie sich gedacht haben, dass Sie ein professioneller Reiter werden wollten?

Sobald ich mit dem Reiten anfing. Ich habe als Kind viele verschiedene Sportarten ausgeübt und wollte immer der Beste sein. Sobald ich merkte, dass ich nicht gut genug war, hörte ich auf und ging zu etwas anderem über. Und dann habe ich den Reitsport gefunden und es hat einfach funktioniert! Wenn Sie mich am Anfang gesehen hätten, hätten Sie jedoch wahrscheinlich nicht gedacht, dass ich jemals ein professioneller Reiter würde. Ich war am Anfang nicht so gut, aber ich hatte die richtige Einstellung, und das ist so wichtig.

 

Früher war Ludger Beerbaum Ihr Mentor. Wie würden Sie einen jungen Reiter fördern?

Ich habe eine Schülerin, Evelina Tovek. Bevor ich eine Schülerin hatte, war es ganz anders - ich musste nur an mein eigenes Reiten denken und nichts anderes. Aber jetzt habe ich eine junge Schülerin, die auch meine Konkurrentin ist. Aber das ist ganz toll, es sorgt für eine Art Gleichgewicht und ich habe etwas anderes, worauf ich mich konzentrieren muss. Wenn es bei mir nicht so gut läuft und sie dafür einen Erfolg hat, dann ist das super. Es kommt nicht in vielen Sportarten vor, dass man seinen Konkurrenten hilft und Tipps gibt.

 

Was suchen Sie?

Suchformular