Münster-Handorf (WP). Mit mehr als 160 Teilnehmern sah die vom Westfälischen Pferdestammbuch angebotene Fachtagung „Mit Erfolg Pferde züchten am 28. Januar eine erfreulich große Resonanz. Leicht hätten es noch mehr Züchter und Zuchtinteressierte sein können, doch die Sitzplatzkapazitäten im Casino des Westfälischen Pferdestammbuches bedingten bereits 14 Tage vor dem Termin einen Anmeldestop. Am Ende waren sich selbst viele gestandene Züchter einig, dass auch sie bei der rund viereinhalbstündigen Veranstaltung noch jede Menge Neues rund um Zuchtauswahl, Haltung und Gesundheitsmanagement von Stute und Fohlen erfahren hatten.
Ausschlaggebend hierfür waren die Referenten Dr. Lutz Ahlswede, Dr. Jutta Klewitz, Dr. Anke Müller und Wilken Treu, die mit ihren Vorträgen abwechslungsreich und informativ die verschiedenen Aspekte des Themas beleuchteten.
Wilken Treu, seit dem 1. Oktober des vergangenen Jahres Geschäftsführer und Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuches, warb nachdrücklich dafür, die Bedeutung des Stutenstamms für den späteren züchterischen Erfolg nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig stellte er die zahlreichen Möglichkeiten vor, wie die Züchter Informationen und Datengrundlagen ihrer Stuten sowie des angedachten Hengstes nutzen und interpretieren können. Trotz der heutzutage bestehenden Möglichkeiten, sich eine große Anzahl zuchtrelevanter Daten zu verschaffen, plädierte Treu jedoch dafür, den ausgesuchten Vererber immer auch persönlich in Augenschein zu nehmen. Diese Möglichkeit sollte von den Züchtern nicht nur bei Körungen und Hengstschauen, sondern auch bei den Hengstleistungsprüfungen stärker genutzt werden.
Dr. Lutz Ahlswede, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Westfälischen Pferdstammbuches, zeigte in seinem Referat sehr anschaulich, dass fast jede Entscheidung des Züchters im Haltungs- und Gesundheitsmanagement der Stute auch einen Einfluss auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg hat. Dies gelte besonders für die Haltung und Fütterung der Zuchtstute vor der Bedeckung und während der Trächtigkeit. So würden nach seinen Erkenntnissen rund zehn Prozent der Zuchtstuten an nicht oder zu spät erkannten nachgeburtlichen Gesundheitsproblemen leiden. Dies könne sich sowohl auf das Fohlen als auch auf eine neue Bedeckung negativ auswirken. Großen Wert legte Ahlswede, der seit mehr als drei Jahrzehnten in der veterinärmedizinischen Betreuung der Pferdezucht aktiv ist, auf den Aspekt Stressvermeidung bei Zuchtstuten. Er warnte auch eindringlich vor dem immer noch zu beobachtenden Fehler, dass Zuchtstuten geschoren würden. Dies wirke sich extrem negativ auf die Rosse sowie den Bedeckungserfolg aus. Die größten Fruchtbarkeitschancen für eine Bedeckung liegen nach seinen Erkenntnissen im und nach dem Fellwechsel der Stute.
Dr. Jutta Klewitz von der Tierärztlichen Klinik Domäne Karthaus in Dülmen befasste sich in ihrem Vortrag mit der Zeitspanne von der Besamung der Stute bis zur Geburt des Fohlens. Dabei stellte sie die Vor- und Nachteile der heute gebräuchlichen Besamungsmethoden dar. Ganz entscheidend für eine erfolgreiche Bedeckung sei für sie die möglichst gute Kommunikation zwischen Züchter und Tierarzt bezüglich der Stutenrosse. Auch der möglichst frühen Erkennung von Zwillingsträchtigkeiten widmete sie sich intensiv, da diese in der Pferdezucht immer zu Problemen bis hin zum Totalverlust des Fohlens führen. Mit eindeutigen Zahlen konnte sie die von vielen Züchtern gemachte Beobachtung belegen, dass die Stuten sehr oft in den Nachtstunden gebären. So fohlen 90 Prozent aller Stuten zwischen 18.00 und 06.00 Uhr ab. 60 Prozent aller Stuten wählen mit einer Abfohlzeit zwischen 21.00 und 03.00 Uhr sogar einen noch späteren Termin.
Dr. Anke Müller von der Tierklinik Telgte beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit den ersten Stunden und Tagen des neu geborenen Fohlens. Hier sei es von größter Wichtigkeit mögliche Erkrankungen und Risiken der Fohlen zu erkennen, um rasch darauf zu reagieren. „Fohlen sind keine kleinen Pferde. Sie verfügen über viel weniger Reserven, weshalb so schnell wie möglich auf etwaige Gesundheitsprobleme reagiert werden muss, so ihr Credo. Gerade bei Risikofohlen sei neben dem Fieber eine Unterkühlung eine ebenso große Gefahr. Mit dem sogenannten „Giessener Vorsorgemodell stellte sie ein auch vom Züchter einfach zu praktizierendes System vor, um mögliche Risiken des neugeborenen Fohlens zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.
Die nächste vom Westfälischen Pferdestammbuch angebotene Fachtagung beschäftigt sich am 23. März mit der Zeitspanne vom Saugfohlen bis zur Remonte. Ab 17.00 Uhr werden dann im Casino des Westfälischen Pferdezentrums in Münster-Handorf Dr. Lutz Ahlswede, Dr. Josef Hollerrieder von der Tierärztlichen Klinik Domäne Karthaus in Dülmen sowie Bernhard Niehoff, Hubeschlag-Lehrmeister und Schmiedemeister aus Münster, referieren. Schwerpunkt der Vorträge werden die Bedeutung und Beurteilung der Gliedmaßen und Hufe bei Fohlen und Jungpferden sowie mögliche und notwendige Korrekturmaßnahmen sein. T.H.
PM