Blick in die Zukunft - 9. Liebenberger Pferdeforum

Foto: Schloss und Gut Liebenberg - Fotograf: Andreas Pantel

Foto: Schloss und Gut Liebenberg - Fotograf: Andreas Pantel

Erstklassige Vorträge, hochkarätige Referenten und spannende Diskussionen machten auch das 9. Liebenberger Pferdeforum zu einem gelungenen Event. Das Thema des Liebenberger Pferdeforums auf Schloss & Gut Liebenberg im Löwenberger Land/Brandenburg war in diesem Jahr: „Zukunft und Perspektiven in Pferdezucht und -sport: Mit moderner Technik und starken Marken zum Erfolg“.

 

Zahlreiche Züchter, Reiter und namhafte Vertreter der Pferdebranche aus ganz Deutschland und sogar aus Großbritannien und Österreich kamen in Liebenberg zusammen, erhielten interessante Denkanstöße und erweiterten ihr Netzwerk in Pferdezucht- und sport. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Deutschen Kreditbank AG (DKB), dem Fachmagazin Züchterforum und dem Oldenburger Pferdezuchtverband.

 

Wie sieht die Zukunft der Pferdezucht aus? Wohin bewegt sie sich? Welche Rolle spielen künftig Biotechnologien wie OPU (Ovum Pick Up) bzw. ICSI (Intra Cytoplasmatic Sperm Injection) in der modernen Reitpferdezucht? Das alles waren zentralen Frage, die das diesjährige Liebenberger Pferdeforum prägten. Eröffnet wurde der Vormittag vom Vorsitzenden des Vorstandes der Deutschen Kreditbank AG Stefan Unterlandstättner, der sich über den lebendigen Netzwerkknotenpunkt Schloss & Gut Liebenberg der Pferdebranche freute.

 

Moderne Reproduktionstechnik wird die Zukunft gestalten: Als erster Programmpunkt startete ein hochinteressanter Vortrag zum Thema „Embryo Transfer, ICSI und wie geht Biotechnologie morgen?“. Als Referentin begeistere die Tierärztin und Expertin Dr. Alexandra Görgens von der Pferdeklinik Mühlen in einem rasanten verbalen Aufgalopp. In Deutschland seien Themen wie OPU bzw. ICSI noch ziemlich am Anfang, während unsere Nachbarn gerade aus Belgien und den Niederlanden diese Formen der Reproduktionsmethoden schon seit Jahren in größerem Umfang erfolgreich anwenden. „Wir bedienen den Markt, und der ist definitiv da. Wenn ich es nicht machen würde, fahren die Interessenten weiter zur nächsten Klinik“, sagte Dr. Görgens über die Entscheidung OPU-ICSI in der Pferdeklinik Mühlen anzubieten. Vor allem für unfruchtbare Stuten birge ICSI eine Chance, denn mit einem fruchtbaren Hengst könne noch ein Fohlen erzeugt werden. Jedoch seien diese Methoden auch mit Risiken verbunden, darum müsse die Aussicht auf Erfolg gegeben sein.

 

Starke Marken verschaffen Züchtern große Wettbewerbsvorteile am Markt: Die internationale Journalistin Adriana van Tilburg aus den Niederlanden referierte in einem spannenden Vortrag über das Thema „Erfolgszucht mit Biotechnologie – ein internationaler Überblick“. Die Zuchtexpertin erklärte: „OPU-ICSI wird seit über 20 Jahren verwendet. ICSI wurde als Verfahren in der Humanmedizin entwickelt. In den letzten Jahren hat das Verfahren viel an Dynamik gewonnen – Auktionen für Embryos schießen wie Pilze aus dem Boden.“ Van Tilburg gab zu bedenken, dass vor allem in der Springpferdezucht die genetische Vielfalt weniger werden könnte, durch Konzentration auf gleiche Blutlinien, wie beispielweise mit der Qerly Chin-Linie, die ein Paradebeispiel für den Einsatz von OPU-ICSI sei. Allein in Zangersheide sei ein Drittel der Auktionsfohlen 2022 auf OPU-ICSI zurückzuführen, inkl. der Rekordpreisspitze v. Chacco-Blue für 300.000 Euro. Des Weiteren führte sie das Unternehmen „Mares of Macha“ an, auf dessen Internetseite man sich aus einem Stutenpool von 35 Stuten und etlichen Hengsten ein Wunsch-Embryo zusammenstellen kann. „Das ist wie Pizza bestellen“, fasste van Tilburg zusammen.

 

Selektion mit Spitzen-Sporterfolgen führt zum Erfolg: Der internationale Grand Prix-Reiter Sönke Rothenberger vom Gestüt Erlenhof stellte das familiäre Konzept aus Reiterei, Aufzucht und Zucht vor, wobei „die Reiterei definitiv im Fokus stehe“, wie Rothenberger betonte. „Mir ist ein hoher Anteil Grand Prix-Pferde im Pedigree wichtig. Meiner Meinung nach produzieren Grand Prix-Pferde mit größerer Wahrscheinlichkeit auch Nachkommen für den Grand Prix-Sport.“ Dabei stand Rothenberger auch kritisch zu der Beurteilung des Schritts in Deutschland – der unerschütterliche Takt sei essentiell, nicht der endlose Übertritt. „Ich habe festgestellt, dass Springpferdezüchter mehr auf den Anteil von 1,60 Meter-Erfolgspferden in der Abstammung ihrer Nachzucht achten“, gab der junge Dressurreiter zu bedenken. Dressurpferdezüchter würden schon eher mal nach einer Entschuldigung suchen, warum dies in ihren Anpaarungen nicht so sei. „Selektieren und nicht dem Hype verfallen“, gab er den Züchtern mit auf dem Weg. Sönke Rothenberger mit niederländischen Wurzeln, seine Mutter stammt aus den Niederlanden, ist seit einiger Zeit Aspirant der KWPN-Körkommission und gab interessante Einblicke in deren Arbeit. So befürwortete er ausdrücklich eine Hengstleistungsprüfung mit Mindestnote, wie sie in den Niederlanden üblich ist, stellte ein Pedigreebewertungsmodell vor und gab noch eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Negative Attribute verankern sich schneller als positive Attribute“.

 

Der Nachmittag stand im Zeichen des „Nürnberger Burg-Pokals – die traditionsreiche Serie im Dressursport“ und seinem großen Finale in der Frankfurter Festhalle. Richter und Kommentator Christoph Hess führte mit Charme und Anekdoten aus der Vergangenheit durch den Nachmittag. Nadja-Luise Worschech und Alina Voigt von der Nürnberger Versicherung beleuchteten die Erfolgsstory – 30 Jahre Nürnberger Burg-Pokal.

 

Der Weltklassereiter und Festhallen-Turnierveranstalter Matthias Alexander Rath und die Nürnberger Burg-Pokalsiegerin Andrina Suter präsentierten dem Publikum ihre Nürnberger Burg-Pokalsiegesritte und gaben Einblicke in ihre Ausbildung von Dressurpferden. Und auch ein züchterischer Ausblick wurde gewährt. Die größte Anzahl Finalteilnehmer stellte aus züchterischer Sicht der Oldenburger Sandro Hit, mit 31 Finalisten, gefolgt von dem Donnerhall-Sohn De Niro, mit knapp der Hälfte der Nachkommen, 15. Es folgten Weltmeyer mit 14 Finalisten, Rubinstein I (13), dessen Sohn Rohdiamant (12) und De Niro-Vater Donnerhall (8). Mit Blick auf die Hengstlinien, waren die meisten Finalisten der Donnerhall-Linie zuzuordnen.

 

PM

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