„Ein Geschenk des Himmels“

Foto: André Thieme im Gespräch - Fotograf: reitsport-hellmann.de

Foto: André Thieme im Gespräch - Fotograf: reitsport-hellmann.de

Mit vier Pferden ist Mecklenburgs Spitzenspringreiter André Thieme bei der DKB Pferdewoche Hohen Wieschendorf angereist. Mit neuen Pferden. Mit Pferden, die ihn überraschen. Und mit einem energiegeladenen Paule. Thieme betrachtet das Vier-Sterne-Turnier an der Ostsee in diesem Jahr aus einem ganz eigenen Blickwinkel.

 

Ein sportliches Interview am Rande der DKB Pferdewoche mit Europameister André Thieme…

 

André, für Dich ist Hohen Wieschendorf in diesem Jahr ein Turnier zum ‚Ausprobieren‘, sagst Du  – wie meinst Du das?
André Thieme: Ich muss ein paar neue Pferde aufbauen. Chakaria ist nach ihrer Verletzung wieder in der Antrainierphase, das sieht alles gut aus, aber ich muss jetzt Ruhe bewahren. Für die großen Springen habe ich deshalb zurzeit nur Paule, auch dadurch, dass ich Anfang des Jahres mit sieben Pferden nach Amerika geflogen bin und nur mit einem zurückkam. Deshalb nutze ich jetzt die Zeit, die anderen Pferde besser kennenzulernen. Dafür ist dieses Turnier ein Geschenk des Himmels. Es gibt hier so viele verschiedene Touren und Springen mit so verschiedenen Höhen – man kann hier reiten, reiten, reiten und die Pferde lernen hier unwahrscheinlich viel.
 
Lass uns einmal Deine Partner in Hohen Wieschendorf unter die Lupe nehmen. Der zehnjährige Last Gentleman ist ein Neuzugang von Dir, den Du auf die Probe stellst…
André Thieme: Genau, Last Gentleman ist erst vor zwei Wochen zu mir in den Stall gekommen. Ich habe ihn hierhin mitgenommen, um ihn mal auszuprobieren. Bis jetzt tut er alles dafür, um mir zu sagen, dass er von mir weitergeritten werden möchte (schmunzelt). Er ist ein sehr ruhiger Vertreter, ich würde mir fast wünschen, dass er noch etwas mehr Geist und Energie zeigt. Er ist scheinbar so wie ich – auf die Ruhe bezogen (lacht). Aber er hat einen super Charakter, will nichts verkehrt machen und ist bisher jede Runde null gesprungen. Das ist für ihn hier schon etwas der Sprung ins kalte Wasser – nach so kurzer Zeit bei mir, auf so einem Turnier und dann gleich 1,40-Meter-Springen. Ich kann noch nicht sagen, ob er mal ein Fünf-Sterne-Pferd wird, aber ich bin sehr angetan.

 

Dann hast Du den siebenjährigen Million Amour für die Youngster-Tour dabei…
André Thieme
: Wir haben ihn eigentlich zum Wiederverkauf gekauft. Er ist sehr rittig und ruhig. Aber unsere Bereiterin, die ihn bisher geritten hat, ist schwanger geworden. Jetzt reite ich praktisch alle Pferde selbst und merke, dass es sich definitiv lohnt, Million Amour noch etwas länger zu behalten. Er geht jede Runde null, hat einen tollen Charakter und hat mir in Sachen Vermögen noch nicht das Gefühl gegeben, dass da großartige Grenzen sind. Er überrascht mich von Runde zu Runde.

 

Sehr ähnlich sieht es mit Deinem Achtjährigen aus, MF Come Home?
André Thieme
: Absolut. Come Home haben wir zwar schon seit zwei, drei Jahren, den hat bisher erfolgreich auch die Bereiterin geritten, aber so richtig für voll genommen, hatte ich ihn noch nicht. Er ist sehr energiereich und etwas guckig, aber ich merke jetzt, das er ein sehr viel besseres Pferd ist als ich dachte. Auch ihn habe ich hier ziemlich ins kalte Wasser geschmissen. Es ist fast das erste Turnier, das ich mit ihm reite, und dann kommt der Wind und das Ambiente dazu. Und auch mit ihm habe ich gleich mit 1,40-Meter-Parcours hier angefangen, bisher kannte er nur die Youngster-Tour. Aber: Er macht’s und zwar gut!

 

Und dann hast Du Deinen elfjährigen Paule mit – ein Erfolgspartner, der Pause hatte…
André Thieme
: Paule hat im Februar-März tolle Sachen in Florida gemacht. Er hat Chakaria viel besser ersetzt als ich mir hätte vorstellen können. Danach hatte er viele Wochen Pause und Hohen Wieschendorf ist sein erstes Turnier wieder. So wie ich Paule kenne, wird er nach der Pause und bei dem Wind hier zu energiegeladen sein, deshalb liebäugele ich nicht mit dem Großen Preis, eher am Samstag mit dem Championat. Und dann möchte ich ganz gerne, weil er es eigentlich letztes Jahr schon ziemlich gut gemacht hat, doch noch mal nächste Woche das Derby in Hamburg mit ihm probieren.

 

Enno Glantz hat dieses Jahr zum dritten Mal nach Hohen Wieschendorf zur DKB Pferdewoche geladen, Du warst jedes Jahr dabei. Welchen Stellenwert hat das Turnier in Deinen Augen?
André Thieme
: Wir haben, nachdem Holger Wulschner sein Turnier nicht mehr macht und auch Redefin ausgefallen ist, nicht mehr so viel an internationalen Turnieren zu bieten. Nicht nur deshalb sind wir natürlich alle wahnsinnig glücklich, dass Enno das hier so durchzieht – aber dann auch noch so extrem gut – das ist gigantisch. Dieses Turnier ist einfach nur toll. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Enno mit so viel Engagement dahintersteht.

 

PM

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