Das Rolex-Interview mit dem schweizer Springreiter Martin Fuchs

Foto: Das Rolex Grand Prix Podium beim CHI Genf 2021 (v.l.n.r.: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) und Max Kühner (AUT). Fotograf: www.scoopdyga.com

Foto: Das Rolex Grand Prix Podium beim CHI Genf 2021 (v.l.n.r.: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) und Max Kühner (AUT). Fotograf: www.scoopdyga.com

Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

Mein wichtigstes Ziel in diesem Jahr ist es, bei allen Rolex-Majors und den anderen Rolex Grands Prix gut abzuschneiden. Darauf liegt mein Hauptfokus. Außerdem will ich bei den FEI World Equestrian ChampionshipsTM und beim FEI World Cup™ im Finale dabei sein. Ich habe ein paar unglaublich gute Pferde, die ich bei den größeren Turnieren und Meisterschaften einsetzen werde. Darüber hinaus habe ich noch ein paar fantastische Jungpferde und freue mich schon darauf, sie weiter aufzubauen.

 

Was ist es für ein Gefühl, zu wissen, dass Sie mit Ihren aufeinanderfolgenden Rolex Grand Prix-Siegen beim CHI Genf vor Ihrem Heimatpublikum Geschichte geschrieben haben?

Es ist immer unglaublich toll, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, aber zweimal gleich nacheinander und noch dazu vor meinem Heimatpublikum, das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Außerdem ist Leone Jei ein so junges Pferd – das war ganz klar ein sehr großer Sieg für mich!

 

Glauben Sie, dass Leone Jei der nächste Clooney 51 werden könnte?

Ich vergleiche die beiden nicht miteinander. Clooney 51 war das erfolgreichste Pferd in der Geschichte des Schweizer Springsports. Ich kann also nicht erwarten, gleich im Anschluss schon den nächsten Clooney 51 in den Startlöchern stehen zu haben. Allerdings glaube ich, dass Leone Jei gezeigt hat, dass er alle erforderlichen Qualitäten besitzt, und ich glaube auch, dass er aktuell eins der besten Pferde der Welt ist.

 

Werfen wir einen Blick auf das bevorstehende The Dutch Masters. Mit welchen Pferden werden Sie antreten und welches haben Sie für den Rolex Grand Prix ausgewählt?

Ich werde Chaplin beim Rolex Grand Prix reiten. Er ist sehr gut in Form und ich glaube, das The Dutch Masters wird ihm liegen. Ich habe vor, Leone Jei auf den größeren Außenplätzen wie beim CHIO Aachen zu reiten, weil ich glaube, dass solche Plätze besser zu ihm passen.

 

Welche Pferd- und Reiterpaare haben Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zu gewinnen?

Ich glaube nicht, dass es da nur ein bestimmtes Paar gibt. Bei jedem Rolex Grand Slam Major sind die besten Pferd- und Reiterpaare vertreten und jedes davon hat Chancen auf den Sieg. Meiner Meinung nach macht genau das den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu etwas so Besonderem und Einzigartigem. Ich finde, unser Sport unterscheidet sich von den meisten anderen Sportarten. Es ist viel schwerer, regelmäßig oder mehrmals hintereinander zu gewinnen, weil wir mit Tieren arbeiten. Das macht diesen Sport so unvorhersehbar. Deswegen ist auch der Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping, wie er Scott Brash und Hello Sanctos gelungen ist, eine so unglaubliche Leistung.

 

Wie ist es zu Ihrer Partnerschaft mit dem Eigentümer einiger Ihrer Pferde, Adolfo Juri, gekommen?

Adolfo hat schon meinem Onkel Markus [Fuchs] über zwanzig Jahre lang Pferde zur Verfügung gestellt. Als Markus mit dem Reiten aufgehört hat, hat Adolfo mit seinen Pferden einige Jahre lang zu einem anderen Reiter gewechselt. Danach kam er mit seinen Pferden zu mir – eine sehr nette Geste – und wir arbeiten gut zusammen. Er hat mich in meiner Karriere bislang enorm unterstützt und ich habe großes Glück, dass er Teil meines Teams ist. Er und der andere Eigentümer meiner Pferde [Luigi Baleri] verstehen sich ausgezeichnet und unterstützen einander sehr.

 

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Leone Jei ist natürlich ein spektakuläres Pferd. Er besitzt eine unglaubliche Mentalität und ist sehr ehrgeizig – er will immer sein Bestes geben. Manchmal macht ihn das ein bisschen schwieriger zu reiten, weil er so engagiert und so eifrig ist. Ich muss immer versuchen, ihn so ruhig und entspannt wie nur möglich zu halten. Chaplin hat schon so viele Grands Prix gewonnen und besitzt einen unglaublich tollen Charakter. Er ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Conner Jei ist sehr talentiert, aber manchmal etwas schwieriger als die anderen Pferde. Er hat letztes Jahr den Rolex Grand Prix in Dinard gewonnen und ich habe vor, es dieses Jahr mit ihm ins Finale des FEI World Cup™ zu schaffen. Diese drei Pferde haben schon viele 5-Sterne-Grands-Prix gewonnen und ich kann mich glücklich schätzen, sie reiten zu dürfen.

Dann habe ich noch vier tolle Nachwuchspferde. Commissar Pezi ist neun Jahre alt und aktuell reite ich ihn zum ersten Mal bei der Sunshine Tour. Er ist sehr vielversprechend, hat sehr viel Sprungkraft und eine tolle Mentalität – allerdings ist er noch sehr unerfahren für sein Alter, aber ich bin trotzdem sehr begeistert von ihm. Viper Z und Diva Van Het Cauterhof Z sind beide acht Jahre alt und ebenfalls mit mir bei der Sunshine Tour am Start. Beide haben bisher wirklich gute Leistung gezeigt; Diva [Van Het Cauterhof Z] hat in 15 Runden keinen einzigen Hindernisfehler gemacht. Pina Van De Moerhoeve, eine Siebenjährige, ist schon in vielen Nachwuchsklassen gesprungen. Ich habe viel Spaß auf der Tour. Ich nehme aktuell nicht an den größten Turnieren teil, sondern genieße es, die jungen Pferde langsam aufzubauen. Bei allen Nachwuchspferden habe ich ein sehr gutes Gefühl, aber es ist immer schwierig vorherzusagen, ob eines von ihnen mein nächstes Spitzenpferd für die 5-Sterne-Turniere wird. Nichtsdestotrotz besitzen sie alle großes Potenzial und haben schon viele fehlerfreie Runden absolviert – ich glaube also, die Zukunft sieht vielversprechend aus.

 

Wie planen Sie, in welchen Turnieren Sie mit welchen Pferden antreten?

Ich plane meine Turniere rund um die Majors, diese Turniere haben oberste Priorität. Mit welchem Pferd ich bei welchem Turnier starte, entscheide ich anhand ihrer Form und ihrer Stärken. Und wenn gerade keine großen Wettkämpfe anstehen, trete ich gern mit meinen Nachwuchspferden an, um sie auf kleineren Turnieren Erfahrungen sammeln zu lassen.

 

Wie geht es Clooney 51?

Ihm geht es sehr gut. Er wird täglich geritten, weil es gut für seine Schulter ist, wenn er aktiv bleibt. Er darf Ausritte machen und auf die Weide – ich glaube, ihm gefällt der Ruhestand! Wir sind sehr froh, dass er zu Hause und so gut in Form ist.

 

Beim CHI Genf hatten Sie jemanden dabei, der vor ihren Ställen Crêpes zubereitet hat. Können Sie uns mehr darüber verraten?

Das war ein Freund aus Frankreich. Er kommt immer gern zu den Turnieren und kümmert sich um mich und meine Pfleger. Sämtliche Reiter schauen dann zwischen den Wettkämpfen immer gerne auf einen Snack vorbei!

 

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Für mich ist die besondere Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter sehr spannend und motivierend. Jedes Pferd ist jeden Tag anders und es macht mir unheimlichen Spaß, das Beste aus jedem einzelnen herauszukitzeln. Wenn man täglich mit einem Pferd arbeitet, um besser zu werden, und sich all die Arbeit dann bei einem großen Turnier auszahlt, ist das einfach das Größte.

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