Tipps der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) zum Umgang mit Hitze auf dem Turnier

Zum Wohle des Tieres - Was kann ich tun, um mein Pferd bei heißem Wetter zu unterstützen?

 

Grundsätzliches:
> Gesunde Pferde vertragen trockene Hitze in der Regel besser als wir Menschen.
> Dennoch sollten einige Vorkehrungen getroffen werden, um das Wohlergehen der Pferde auch bei wärmeren Temperaturen sicherzustellen.
> Hitze im Zusammenhang mit hoher Luftfeuchtigkeit (schwüle Hitze) macht auch den Pferden zu schaffen. Die Verdunstung des Schweißes ist eingeschränkt und somit die Kühlfunktion des Pferdekörpers stärker beeinträchtigt.
> Pferde können sich an heißes oder heiß-feuchtes Klima gewöhnen.
> Älteren Pferden fällt es schwerer, die Kühlfunktion aufrecht zu erhalten.

 

Tipps zum Umgang mit Hitze beim Transport und auf Veranstaltungen:
> Es muss besonders auf die ausreichende Belüftung des Anhängers über die Fenster geachtet werden. Die Plane oberhalb der Anhängerklappe muss geöffnet bleiben!
> Das Klima im Anhänger muss engmaschig kontrolliert werden!
> Die Zeit auf dem Anhänger muss so kurz wie möglich gehalten werden.
> Es ist zu beachten, dass sich unter Transportgamaschen die Wärme staut. Dasselbe gilt für engmaschige Fliegendecken.
> Wenn der Veranstalter Boxen zur Verfügung stellen kann, sollten diese genutzt werden.
> Veranstalter sollten zusätzliche Wasserstellen und Waschplätze einrichten.
> Regelmäßiges Tränken ist wichtig! Durch Schwitzen besteht ein Mehrbedarf an Wasser. Wenn das Pferd nicht gerne fremdes Wasser zu sich nimmt, sollte ein Kanister mit heimischem Wasser nicht fehlen.
> Mäkeligen Pferden kann man das Trinken z.B. mit einem Schuss Apfelsaft im Wasser schmackhafter machen (vorher zu Hause ausprobieren!).
> Bereitstellen von schattigen Parkplätzen, z.B. unter Bäumen, bringt Erleichterung.
> Stehen keine schattigen Parkplätze zur Verfügung, sollte das Pferd regelmäßig abgeladen werden, um Wartezeiten im Schatten zu überbrücken. Dort kann es ggf. grasen gelassen oder geführt werden.
> Unpigmentierte und dementsprechend helle Hautpartien, z. B. im Bereich der Nüstern, sind gegenüber der Sonne empfindlich. Mit Sonnencreme kann man diese Partien vor Sonnenbrand schützen.
> Bei hohen Temperaturen benötigen die Pferde weniger Zeit zum Aufwärmen. Das Lösen und die Prüfungsvorbereitung sollten der Temperatur entsprechend angepasst werden. Dabei zwischendurch Schrittpausen einlegen!
> Leistungsabhängig kann das Pferd durch starkes Schwitzen einen erheblichen Mehrbedarf an Elektrolyten (Natrium, Chlorid, Kalium) aufweisen. Dieser muss über die Fütterung ausgeglichen werden.
> An sehr heißen und vor allem schwülen Tagen ist die abgefragte Leistung an die Gegebenheiten sowie die Verfassung des Pferdes anzupassen. Ggf. muss die Anzahl an Starts verringert werden.
> Die oben genannten Ratschläge sollten beachtet werden, um eine gefährliche Überhitzung des Pferdes zu verhindern.
>  Jeder Pferdesportler sollte seinen eigenen Eimer, einen Schwamm sowie ein Schweißmesser zum Abziehen parat haben, auch eine Gießkanne kann zum Abbrausen der Pferde nützlich sein.
> Regelmäßiges Abwaschen und Abschwammen kühlt und erfrischt die Pferde. Das Abziehen mit einem Schweißmesser nach dem Duschen sorgt dafür, dass die Verdunstungskälte richtig wirken kann.
> Und nicht vergessen: Uns Menschen macht die Hitze häufig sogar mehr zu schaffen. Achte darauf, genügend Flüssigkeit zu Dir zu nehmen, Dich so viel wie möglich im Schatten aufzuhalten und Dich vor der Sonne zu schützen (Sonnencreme, Sonnenhut etc.). Wenn Du nicht fit und aufmerksam bist, spürt dies auch Dein Pferd.

 

Anzeichen für eine Überhitzung des Pferdes:
> Exzessives Schwitzen am ganzen Körper, Schweiß rinnt am Pferd herunter
> Das Pferd fühlt sich bei Berührung sehr heiß an
> Das Pferd schwankt nach der Belastung
> Tiefe und angestrengte Atmung oder sehr schnelle, flache Atmung
> Hohe rektale Temperatur (>40°C)
> apathisches Verhalten, wenig/keine Reaktion auf die Umwelt
> Das Pferd macht einen gestressten Eindruck

 

Besteht der Verdacht auf eine gefährliche Überhitzung, muss der Tierarzt gerufen werden! Zeigt das Pferd einige der oben genannten Anzeichen für Überhitzung, ist ein schnelles Runterkühlen der Körpertemperatur die wichtigste Maßnahme, um einen  Kollaps und Verletzungen zu verhindern.
Das wiederholte Aufbringen großer Mengen kalten Wassers auf den gesamten Körper, am besten von beiden Seiten des Pferdes mit Eimern, ist die effektivste Methode, um ein überhitztes Pferd zu kühlen. Es sollte hierfür sehr kaltes oder sogar Eis-Wasser  enutzt werden. Zwischendurch das Wasser abziehen!
Die Maßgabe für den Normalfall, sich langsam mit dem Wasser von unten über die Gliedmaßen nach oben zu Rumpf und Hals vorzuarbeiten, gilt in diesem Fall nicht! Das aggressive und schnelle Runterkühlen des Pferdes hat absolute Priorität.

 

Abteilung Veterinärmedizin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Juni 2019

Was suchen Sie?

Suchformular