Heute starten wir bei „Course Walk Marbach“ einen Dreiteiler mit zwei wahren Experten ihres Fachs: Anne-Mette Binder und Christian Steiner verbinden nicht nur die Landesfarben „rot-weiß“ für Dänemark und Österreich, sondern auch ihr disziplinübergreifendes Engagement für den Reitsport. Während Anne-Mette Binder letztes Jahr beim CHIO Aachen das dänische Dressur-Team in ihrer Funktion als Chef d’Equipe betreute, zeichnete Christian Steiner als Turnierchef bei der Amadeus Horse Indoos in Salzburg verantwortlich.
Wir freuen uns, sie dieses Jahr in Marbach zu begrüßen und haben uns im Vorfeld abseits der Strecke mit ihnen über ihre dortigen Aufgaben sowie die damit verbundenen Herausforderungen unterhalten.
CWM 2025: Anne-Mette, nach 2024 fungierst Du auch in diesem Jahr bei der Internationalen Marbacher Vielseitigkeit wieder als Ground Jury President. Was sind hier Deine wichtigsten „To Do’s“ und wie sieht der Weg dahin aus, bis man ein solches Amt inne hat?
Anne-Mette Binder: Als Ground Jury sind wir verantwortlich für die gesamte Prüfung – wir richten ja nicht nur die drei Teilprüfungen Dressur, Gelände und Springen, sondern bevor die Prüfung richtig los geht, nehmen wir das Gelände ab und bei langen Prüfungen haben wir auch noch die Verfassungsprüfungen. Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass die FEI Regeln eingehalten werden, ein fairer Wettbewerb für alle Teilnehmer stattfindet und wir dazu beizutragen, den Zuschauern interessanten Sport zu präsentieren. Das funktioniert meiner Meinung nach am besten durch eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Officials in enger Zusammenarbeit mit dem Veranstalter, den Teilnehmern und deren Trainern. Als Elitesportchef im dänischen Verband beschäftige ich mich hauptberuflich mit Dressur und Paradressur, Vielseitigkeit ist eigentlich „nur“ eine Freizeitbeschäftigung der gesamten Familie, die mittlerweile sehr viel Zeit einnimmt, uns allen aber unheimlich viel Spaß macht. Ich richte Vielseitigkeit seit vielen Jahren. Meine Erfahrung ist eigentlich, dass kein Turnier dem anderen gleicht. Deshalb bereite ich mich nicht speziell auf jedes einzelne Turnier vor, sondern mache „nur“ meine Hausaufgaben, indem ich die Regeln durchsehe und insbesondere am Jahresanfang mir Änderungen notiere. Alle FEI Officials werden regelmäßig geprüft und eine Voraussetzung für unsere Teilnahme an Turnieren ist, dass wir am Anfang des Jahres den FEI-CES-Test, der die Regeln und die Beurteilung verschiedener Situationen während einer Prüfung abfragt, erfolgreich absolvieren. Während eines Turniers versuche ich dann immer dem Rat, den ein erfahrener Kollege mir am Anfang meiner Richterkarriere gegeben hat, zu folgen. „Sei einfach Du selbst – und richte das, was Du siehst!“.
CWM 2025: Christian, Du bist in diesem Jahr als Technical Delegate (TD) für die CCI4*-S und die CCI2*-S verantwortlich. Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit zwischen Course Designer, Course Builder und Dir als TD?
Christian Steiner: Die Zusammenarbeit zwischen den von Dir genannten Akteuren ist besonders wichtig und beginnt bereits bei der Planung der Geländestrecke durch den Course Designer. Er stimmt mit dem TD z.B. Verlauf und Länge der Strecke, die Position von Start, Ziel, der Hindernisse, die Anzahl der Kombinationen – den s.g. Flow der Strecke - sowie der Stopping Points, die Lage des Warm Ups u.v.m. ab. Der TD ist sozusagen der Sparringspartner des Course Designers. Spätestens wenn die Hindernisse nach den Plänen des Course Designers vor Ort aufgebaut werden, kommt der Course Builder, der die Vorstellungen des Course Designers umsetzt, dazu. Für alle drei - Course Desinger, Course Builder und TD - hat die Sicherheit von Pferd und Reiter die oberste Priorität und wird daher bei Design und Aufbau der Geländestrecke berücksichtigt.
CWM 2025: Die Geländestrecke von Marbach ist bekannt für ihr hügeliges Terrain. Welches sind Eure Empfehlungen als Offizielle an Pferd und Reiter? Welche Vorkehrungen sollte man treffen, um hier top vorbereitet an den Start gehen zu können?
Anne-Mette Binder: Ich denke, dass die Reiter und ihre Trainer sehr genau wissen, wie sie ihre Pferde auf die einzelnen Prüfungen einstellen müssen. Die Kondition der Pferde spielt in der Vielseitigkeit eine bedeutende Rolle und das hügelige Gelände in Marbach, was sich von vielen anderen Prüfungen unterscheidet, erfordert eine zielgenaue Vorbereitung. Z.B. die Möglichkeit, auch zuhause Konditionstraining am Berg oder ähnliches zu machen, könnte von Vorteil sein.
Christian Steiner: Die Fitness von Pferd und Reiter stehen besonders während der Vorbereitung auf das Turnier in Marbach ganz oben auf der To Do–Liste! Die konditionellen Anforderungen des Marbacher Geländes dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden, Pferd und Reiter müssen sich daher sehr gut darauf vorbereiten. Es gibt keine andere Kurzprüfung in Europa auf 4*-Niveau, die mit dem hügeligen Verlauf der Geländestrecke in Marbach vergleichbar ist und dazu kommt auch noch, dass Marbach eher zu Beginn der Turniersaison stattfindet.
***Morgen erfahrt Ihr, warum die Beiden immer wieder gerne in Marbach zu Gast sind und welche Herausforderungen das Thema „Sicherheit“ in der Vielseitigkeit mit sich bringt!***
Quelle: Offizielle facebook-Seite der Internationalen Marbacher Vielseitigkeit