Drei Fragen an Dr. Dennis Peiler, seit 1. Oktober Vorstandsvorsitzender der FN
Seit dem 1. Oktober 2025 übernimmt Dr. Dennis Peiler den Vorstandsvorsitz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Zuvor war er als Geschäftsführer Sport tätig und bringt umfangreiche Erfahrung in der Organisation, Förderung und strategischen Weiterentwicklung des Pferdesports mit. Im Interview spricht Dr. Peiler über seine kurzfristigen Ziele für 2026, die langfristige Entwicklung des Verbandes und die Herausforderungen, denen sich der Pferdesport in Deutschland aktuell gegenübersieht. Seine Vision: einen Verband mitzugestalten, der nah bei seinen Mitgliedern ist, die Werte des Pferdesports lebt und die Zukunft des Pferdesports nachhaltig und verantwortungsvoll sichert.
Was ist Ihr konkretes Ziel für die FN im Jahr 2026? Worauf möchten Sie sich im ersten Jahr besonders konzentrieren?
2026 wird ein entscheidendes Jahr für den Verband – und für den Pferdesport in Deutschland. Wir stehen vor wichtigen Veränderungen, die wir als echte Chance begreifen: Mit der neuen Marke „Pferdesport Deutschland“ wollen wir unseren Sport noch sichtbarer machen und alle Disziplinen und Zielgruppen unter einem gemeinsamen Dach vereinen. Dafür bieten uns die Weltmeisterschaften in Aachen eine außergewöhnliche Bühne, die der Pferdesport in dieser Form nur sehr selten hat.
Gleichzeitig arbeiten wir weiter, wie bereits 2025, an der Verschmelzung von FN und DOKR, um unsere Strukturen zu modernisieren, Abläufe zu vereinfachen und uns effizienter für die Zukunft auszurichten. Uns geht es dabei nicht nur um Organisation, sondern um Haltung: Wir wollen zuhören, verstehen und schneller unterstützen – egal ob im Spitzensport, im Breitensport oder in der Zucht. So entsteht noch mehr Nähe zu den Menschen, die unseren Pferdesport prägen. Und natürlich geht es auch darum, starke Partner an unserer Seite zu haben – deshalb suchen wir aktuell einen neuen Hauptsponsor, der unsere Werte teilt.
Ich freue mich darauf, diese Schritte gemeinsam mit unserem engagierten Team zu gehen – für einen Pferdesport, der Zukunft hat, weil er Verantwortung, Fairness und Begeisterung vereint.
Welche langfristigen Entwicklungen möchten Sie als neuer Vorstandsvorsitzender vorantreiben? Wie soll sich der Verband in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Wir haben in diesem Jahr strategische Ziele entwickelt, die wir mit unseren Verbänden mit Maßnahmen ausgestalten und die uns als Kompass für die kommenden Jahre dienen sollen. Dabei geht es um die wirtschaftliche Stabilität des Verbandes und vor allem darum, unsere Werte weiterhin mit Leben zu füllen: Tierwohl, fairer Sport und der Erhalt des Kulturgutes Pferd.
Diese Leitlinien bestimmen unsere Arbeit auf allen Ebenen. Zu unseren konkreten Zielen: In den nächsten Jahren wollen wir beispielsweise unsere Regelwerke verständlicher und praxisnäher gestalten, den Bundesstützpunkt in seiner Infrastruktur zukunftsfähig machen und unsere weltweite Spitzenposition in Sport und Zucht weiter festigen. Der Pferdesport soll weiterhin einen festen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben. Das ist wichtig, damit Menschen weiterhin von Pferden lernen und mit ihnen sportlich aktiv sein können. Auch dafür haben wir die Initiative 100 Schulpferde plus ins Leben gerufen. Wir möchten, dass insbesondere Kinder noch mehr Möglichkeiten haben, reiten zu lernen. Das ist eines unserer Fokusthemen 2026.
Entscheidend ist für mich, dass wir als Pferdemenschen gemeinsam an dieser Vision arbeiten – immer im Einklang mit der Natur des Pferdes. Das bleibt unser Nordstern für die Weiterentwicklung von Pferdesport Deutschland.
Was erachten Sie in dieser Zeit als größte Herausforderung für Ihren Aufgabenbereich, vor allem aber für den Pferdesport in Deutschland?
Unser Ziel als Verband ist es, für die Pferdezucht und den Sport mit Pferden einzustehen – weil Sport verbindet, weil uns die Tiere Verantwortungsbewusstsein und Demut lehren und weil wir als Dachverband auch eine große wirtschaftliche Verantwortung für eine ganze Branche tragen. Entscheidend dafür ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Landes- und Zuchtverbänden sowie unseren Partnern.
Die Herausforderungen sind in den vergangenen Jahrzehnten – ich bin zeitlebens bereits mit dem Pferdesport verbunden – gewachsen. Die gesellschaftliche Akzeptanz für den Sport mit Pferden ist nicht mehr selbstverständlich. Unsere Aufgabe als Verband ist es daher, zu zeigen, wie verantwortungsvoll unsere Mitglieder mit ihren Pferden umgehen. Wir stellen Wissen bereit, schaffen Regelwerke und vermitteln Freude am Pferd.
Gleichzeitig müssen wir genau hinschauen, wenn Pferden Unrecht widerfährt. Das hat für uns höchste Priorität. Deshalb haben wir in diesem Jahr die Sanktionen bei Verstößen gegen das Pferdewohl deutlich verschärft.
Ich möchte gemeinsam mit einem engagierten Team daran arbeiten, dass Pferde und Pferdesport weiterhin die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen. Denn kein anderer olympischer Sport hängt so sehr vom partnerschaftlichen Miteinander zwischen Mensch und Tier ab. Das macht unseren Sport einzigartig – emotional, verantwortungsvoll und zutiefst verbindend. Das gilt für unsere Spitzensportler ebenso wie für jedes Kind im Reitverein. Wir alle sollten Vorbilder im Umgang mit dem Pferd sein. fn-press/sag