Foto: Anne Troensegaard und Slangerupgaards Saffron gewinnen die erste Qualifikation der sechsjährigen Dressurpferde. Bestes deutsches Duo: Greta Heemsoth und Endorphin FRH auf Rang vier - Fotograf: Stefan Lafrentz
Die sechsjährigen Dressurpferde haben den Anfang bei den FEI WBFSH Weltmeisterschaften für junge Dressurpferde in Verden gemacht. Zwei Pferde aus dänischer Zucht sicherten sich die Doppelspitze in der Qualifikation in der Horse24-Arena. Die Secret-Tochter Slangerupgaards Saffron setzte sich mit 92,20 Prozentpunkten an die Spitze, gefolgt von Brandtbjergs Divya mit glatten 92 Prozent. Auf Platz drei reihte sich der Weltmeister des Vorjahres, Red Viper, mit 90 Prozent ein.
„…aber ich hatte gleich ein großartiges Gefühl“
Saffron wurde vom Zuchtstall Slangerupgaard aus einer Scolari-Mutter gezogen, ist noch im Besitz der Züchter und wird seit zwei Jahren von Anne Troensegaard geritten. Am heutigen Tag konnte die edle Schwarzbraune das Richtergremium am meisten in der Trabtour beeindrucken: 9,7. Eine 8,9 erhielt sie für den Schritt, 9,0 für den Galopp, 8,9 für den Rittigkeit und 9,6 für die Perspektive.
Die ehemalige Krankenschwester Troensegaard ist ihr Leben lang geritten, seit 15 Jahren hat sie sich ganz der Ausbildung von Pferden verschrieben und ist in diesem Jahr zum fünften Mal bei der WM der jungen Dressurpferde dabei: „Als ich Saffron das erste Mal geritten habe, hat sie mir gleich gefallen, obwohl sie wie eine lange, dünne Spinne war. Aber ich hatte gleich ein großartiges Gefühl.“ Als Fünfjährige gewann die Stute direkt das Jungpferdeturnier in Herning/Dänemark und erhielt von den beiden Fremdreitern je die 10. Im selben Jahr qualifizierte sie sich auch für die Weltmeisterschaft, brach sich aber dann das Griffelbein. „Ich musste sie drei Monate Schritt führen, habe sie dann ganz langsam angeritten und jetzt sind wir hier.“ Die Stute habe heute im Viereck im Schritt noch etwas die Luft angehalten, aber im Galopp sei sie sehr entspannt gewesen. Wie man eine WM-Medaille gewinnt, weiß die dänische Championatsreiterin. Mit dem Trakehner Kipling hat sie 2017 die Bronzemedaille bei den Siebenjährigen gefeiert. Den WM-Standort Verden kennt Anne Troensegaard auch bereits, 2014 gehörte sie hier mit Litvinenko Sjaelstofte zu den WM-Teilnehmern. Die Weichen fürs Finale sind gestellt. Ob sie aufgeregt sei? „Nein, eigentlich nicht. Ich muss ja nur reiten.“ Saffron wird in den kommenden beiden Tagen bis zum Finale nur ganz locker bewegt, Massagen genießen und sie werde mit ihr grasen gehen. „Alles ganz entspannt“, betont Troensegaard und freut sich.
Die zweitplatzierte Brandtbjergs Divya stammt von Hesselhoj Donkey Boy ab, geht mütterlicherseits auf Blue Hors Don Olymbrio zurück und wurde von Familie Buhl, Brandtbjerggaard, gezogen. Divya ist im Besitz des Gestüts Søbakkehus und wurde von Anders Sjöbeck Hoeck vorgestellt. Ihre Einzelnoten: Trab 9,5, Schritt 9,0, Galopp 9,2, Rittigkeit 8,7 und Perspektive 9,6.
Zwei Dänen an der Spitze – was ist das ‚Geheimnis‘ der dänischen Pferdezucht in den Augen von Siegerin Anne Troensegaard. „Ich glaube, der Erfolg liegt nicht zuletzt daran, dass sich die dänische Zucht sehr geöffnet hat und viel auch Hengste aus Deutschland und Holland einsetzt. Sie arbeiten viel mit deutschen Blutlinien.“
Im vergangenen Jahr hat er sich den WM-Titel bei den Fünfjährigen gesichert, damals noch unter dem Sattel von Bart Veeze. Jetzt sitzt Olympiareiterin Dinja van Liere in seinem Sattel: Red Viper v. Blue Hors Romanov aus einer Sir Sinclair-Mutter, Züchter Coen Kerbert, Besitzer Reesink Hengsthaltung. Der imposante Fuchs punktete vor allem in der Galoppade mit einer 9,5, der Tageshöchstnote für den Galopp.
Doppelpack fürs Finale
Nur einer Reiterin ist es gelungen, gleich zwei Pferde für das Finale der Sechsjährigen am Samstag zu qualifizieren: Greta Heemsoth. Mit dem Escolar-Sohn Endorphin FRH, belegte die Bereiterin aus dem Stall Pape Platz vier mit 87,80 Prozent, mit Felice FRH wurde es Platz acht mit 84,60 Prozent. Beide Pferde haben bereits im vergangenen Jahr bei den Bundeschampionaten auf sich aufmerksam gemacht. Die Hannoveraner Stute v. Fürst Samarant hatte sich den Titel Bundeschampioness verdient, Stallkollege Endorphin wurde Vize-Bundeschampion. Für Greta Heemsoth ist es die erste Teilnahme an einer WM und sie war begeistert: „Ich bin sehr zufrieden mit beiden Pferden. Sie sind so unterschiedlich, aber beide haben sich sehr gut gezeigt heute. Obwohl, das ein oder andere geht auch noch ein bisschen besser“, ergänzt sie schmunzelnd. Mit beiden Pferden war heute der erste fliegende Wechsel in der Aufgabe nicht gelungen. „Endorphin macht gerne auf sich aufmerksam, er hat sehr viel Präsenz, auf der anderen Seite ist er ganz einfach und fein zu reiten. Felice ist sehr schüchtern und sehr sensibel. Sie braucht immer jemandem, dem sie wirklich vertrauen kann, der sie an die Hand nimmt und ihr sagt ‚Du kannst das‘.“ Die 32-Jährige ist in Verden aufgewachsen und freut sich auf das Finale in der Horse24-Arena am Samstag. „Da werden mich sicher einige Freunde und meine Familie anfeuern.“
Ein besonderes Erlebnis sind diese Weltmeisterschaften auch für den Arbeitgeber von Greta, den Züchter und Besitzer von Endorphin und Mitbesitzer von Felice, Ingo Pape: „Ich bin mit ganzem Herzen Pferdezüchter und schon stolz, dass ich mit Endorphin das erste selbstgezogene Pferd bei einer WM am Start habe.“ Zu einem selbstgezogenen Pferd habe man immer eine spezielle Beziehung, betont er, und dann mit diesem Pferd zu einer WM zu fahren – das sei schon sehr besonders. Und auch zu Felice hat Pape eine generationenlange Beziehung: „Ich habe die Mutter von Felice gezogen, den Vater der Mutter, die Großmutter und die Urgroßmutter.“
Sehr gutes Reiten
Die Reiterstadt Verden ist in diesem Jahr zum 18. Mal Gastgeber für die Weltmeisterschaften. Kurt Christensen, internationaler Dressurrichter aus Dänemark und Chefrichter bei der Qualifikation der Sechsjährigen, resümierte Tag eins: „Die Arena hier in Verden hat sich deutlich verbessert. Es ist sehr viel Platz rund um das Viereck, das ist sehr gut für die jungen Pferde.“ Und zur Qualität der Sechsjährigen ergänzte Christensen: „Wir hatten einige wirklich gute, qualitätvolle Pferde am Start. An der Spitze ist es auch sehr eng, da kann sich im Finale noch mal einiges durcheinandermischen. Und worüber wir uns in der Richtergruppe sehr gefreut haben, war das gute Reiten.“
WM-Splitter
Graf-Rantzau-Trophäe für Verden
Am Rande der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde wurde der Turnierstandort Verden mit der Graf-Rantzau-Trophäe für Turnierveranstalter geehrt. Mit dieser nach dem 2022 verstorbenen FN-Ehrenpräsidenten Breido Graf zu Rantzau benannten Auszeichnung würdigt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) Turnierveranstalter aus ganz Deutschland für ihren Einsatz und ihre überregionale Vorbildwirkung. FN-Präsident Prof. Dr. Martin Richenhagen war eigens nach Verden gereist um die Trophäe an die Turnierleitung, Ulrike Kubelke und Wilken Treu, zu übergeben.
Australische Euphorie
Mit drei Jahren hat Alexandra Vordermair den Escamillo-Sohn Exact genau hier in Verden gekauft und hat sie mit in ihre neue Heimat Australien genommen. Zwei Jahre später wurde Exact australischer Jungpferde-Vize-Champion der Fünfjährigen, 2025 sicherte er sich bei den Sechsjährigen den Champion-Titel. Kurz danach, im März dieses Jahres, siedelte Vordermair, die inzwischen für Australien reitet und die australische Staatsbürgerschaft angenommen hat, wieder zurück nach Deutschland. Exact und sie sind seither auf dem Fichtenhof ihrer Zwillingsschwester Andrea und deren Mann Arnaud Petit zu Hause und trainieren mit Ferdinand Csaki. „Wir haben die vergangenen drei Jahre auf dieses Ziel, auf diesen Traum hingearbeitet, hier heute dabei sein zu dürfen“, strahlte die Reiterin. „Und es war grandios!“ Beim Schlussgruß war die Freude nicht mehr zu bremsen, Alexandra Vordermair riss die Arme in die Höhe, jubelte euphorisch und verpasste Exact unzählige Küsschen. Mit Platz 15 und 81 Prozent hat es nicht ganz für den direkten Einzug ins Finale ausgereicht. Die besten zwölf Pferde aus der Qualifikation kommen weiter. Aber am Donnerstag steht für die Sechsjährigen, die nicht direkt den Sprung ins Finale geschafft haben, das sogenannte Kleine Finale auf dem Programm. Die besten Drei des Kleinen Finals ergattern ebenfalls noch je ein Ticket für den Samstag, wenn es dann um WM-Medaillen und Titel geht.
Tickets für die FEI WBFSH Dressage World Breeding Championship for Young Horses von 6. bis 10. August auf dem Turniergelände an der Lindhooper Straße in Verden gibt es bei Ticketmaster unter:
https://www.ticketmaster.de/artist/verden-international-tickets/981934?camefrom=de_va_pverd.
***Der WM-Tipp: Flanierkarten für 10 Euro pro Tag.
Weitere Infos finden Sie unter: www.verdenyh.com
PM