Richard Vogel und United Touch S mit zwei Nullfehlerrunden beste Teammitglieder
Schon im vergangenen Jahr ritt das deutsche Springteam beim Nationenpreis-Finale in Barcelona zum Sieg, nun schrieb das Quartett mit seinem Bundestrainer Otto Becker (Sendenhorst) als erster Gewinner der neuen Serie des Weltreiterverbandes FEI, „Longines League of Nations“, ein Stück Pferdesportgeschichte. Richard Vogel (Marburg), Christian Kukuk (Riesenbeck), Jana Wargers (Bocholt/Belgien) und André Thieme (Plau am See) verwiesen die Mannschaften aus den Niederlanden und Schweden auf die Plätze zwei und drei.
Die neue Serie des Weltreiterverbandes „Longines League of Nations“ soll sich deutlich von anderen Nationenpreisen auf Fünfsterne-Niveau (zum Beispiel Aachen, Rom oder Calgary) und der europäischen Serie (EEF) abheben. Nur vier Stationen (Abu Dhabi, Ocala in den USA, St. Gallen und Rotterdam) führen zum Finale, wobei aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse St. Gallen abgesagt werden musste. Die üppige Dotierung lockte in der Tat zahlreiche Weltklassereiter in die katalanische Metropole Barcelona, die schon seit vielen Jahres Gastgeber des alljährlichen Finales ist. Der deutsche Bundestrainer Otto Becker hatte fast die komplette siegreiche Equipe des Vorjahres aufgestellt: Olympiasieger Christian Kukuk und sein westfälisches Goldpferd Checker v. Comme il faut, André Thieme und seine Brandenburger Chap-Tochter DSP Chakaria, die Sieger im Großen Preis von Aachen, die beiden Olympiastarter Jana Wargers mit der Oldenburgerin Dorette v. Dollar du Murier und Richard Vogel mit dem westfälischen Hengst United Touch v. Untouched. Lediglich Hans-Dieter Dreher (Eimeldingen) fehlte diesmal, an seine Stelle war André Thieme getreten.
Die neue FEI-Serie folgt einem veränderten Reglement. Acht Teams mit je vier Reiterinnen und Reiter starten in der ersten Runde mit einem Streichergebnis. Im zweiten Umlauf sind nur noch drei Paare dabei, die sich die Equipechefs aussuchen können. Ein Streichergebnis entfällt. Dies soll die Prüfung spannender machen. Das Ziel wurde erreicht – mit Hochspannung bis zum Schluss und einer sich quasi nach jedem Ritt ändernden Rangierung. Im ersten Umlauf schien es aufgrund zahlreicher Nullfehlerritte so, als habe der spanische Parcourschef Santiago Varela Ullastres es den Reiterinnen und Reitern vergleichsweise leicht machen wollen. Deutschland und die Niederlande führten gleichauf ohne Fehlerpunkte. Jana Wargers und Dorette kassierten einen Abwurf, bei ihren drei Teamkollegen blieben alle Stangen liegen. Gleiches Bild bei den Niederländern, bei ihnen patzte Harrie Smolders einmal, ansonsten begeisterten auch Maikel van der Vleuten, Kim Emmen und Lars Kersten mit blitzsauberen Runden. Die Schweden schlossen sich mit vier Fehlerpunkten an, Nullrunden gelangen dem Weltranglisten-Ersten Henrik von Eckermann und Malin Baryard Johnsson.
Doch so „einfach“ sollte es in der zweiten Runde nicht weitergehen. Obwohl der Parcours identisch war und nur ein paar Hindernisse etwas höher wurden, summierten sich die Fehler. Es bahnte sich ein regelrechtes Favoritensterben an. Die französische Mannschaft platzte, weil Kevin Staut aus dem Sattel kam, die Schweizer fanden überhaupt nicht zu ihrer Form und wurden Letzte, die hoch favorisierten Schweden und Iren verließen mit 20 Fehlerpunkten die Arena.
Das deutsche Team bildeten in Runde zwei André Thieme, Christian Kukuk und Richard Vogel, Jana Wargers hatte „frei“. So richtig rund lief es auch bei ihnen nicht, Thieme ärgerte sich über einen Abwurf und Christian Kukuk sogar über zwei. So standen vor dem letzten Starter für Deutschland zwölf Fehlerpunkte zu Buche, ebenso viele wie für die Niederlande. Wäre deren Schlussreiter Harrie Smolders und sein Holsteiner Uricas v/d Kattevennen fehlerfrei geblieben, dann hätte ein Stechen entscheiden müssen. Aber bei Smolders fiel eine Stange, damit war der deutsche Sieg besiegelt. Bundestrainer Otto Becker sagte nach dem spanenden Finale erleichtert: „Wir hatten die erste Station der neuen Serie in Abu Dhabi gewonnen und waren hier im vergangenen Jahr Sieger. Mein Team macht wirklich einen super Job, ich bin sehr happy.“ Olympiasieger Christian Kukuk meinte: „Es war für Checker das erste Turnier nach Paris, ich glaube, seine Kondition war noch nicht wieder so gut wie in Paris.“ Zwei Tage zuvor hatte der Schimmelwallach schon den Großen Preis bestritten, auch ein Springen über 1,60 Meter. Aber Kukuk nahm seine Fehler gelassen hin, denn er wusste ja, wer nach ihm starten würde. „Richi reißt dann alles raus“, sagte er lachend. „Richi“ alias Richard Vogel sorgte für eine weitere Nullrunde und war damit der einzige Doppelnuller in der deutschen Mannschaft. Mit 27 Jahren der Jüngste, gab er zu: „Der Druck war in der zweiten Runde natürlich sehr groß, ich musste ja null bleiben, aber United Touch ist einfach unglaublich.“ So lautete die Platzierung Sieg für Deutschland mit zwölf Fehlerpunkten, Platz zwei für die Niederlande (16), es folgten Schweden (20), Irland (ebenfalls 20, aber schwächere Zeiten im zweiten Umlauf), Brasilien (24), USA (28), Gastgeber Spanien (ebenfalls 28), Schweiz (40). fn-press/hen