Mittendrin Spruce Meadows 'Masters' 2019: Sonntag 8. September

Foto: Beezie Madden - Fotograf: Rolex Grand Slam/ Ashley Neuhof

Foto: Beezie Madden - Fotograf: Rolex Grand Slam/ Ashley Neuhof

Beezie Madden ist neue Anwärterin auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping!

 

Im Gegensatz zum BMO Nationencup am Samstag, bei dem die warme Herbstsonne auf den Parcours schien, gab sich das Wetter am letzten Tag des CSIO Spruce Meadows 'Masters' 2019 bedeckt und kühl. Im „International Ring“ des Turniers traten erstmals 48 Pferd- und Reiterpaare beim Highlight dieser Woche, dem CP 'International' presented by Rolex, gegeneinander an, um mit einem begehrten Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping Reitsportgeschichte zu schreiben.

 

Der erfahrene venezolanische Parcourschef Leopoldo Palacios und sein Assistent Peter Grant stellten die aus 22 Ländern stammenden Teilnehmer in Spruce Meadows wie gewohnt vor toughe Herausforderungen: In der ersten Runde galt es, 17 und in der zweiten Runde 14 anspruchsvolle Hindernisse zu meistern. Von den 48 Reiterpaaren schafften es zwölf in die zweite Runde, wobei acht Reiter die erste Runde fehlerfrei absolvierten.

 

Doch es waren die aktuelle Nummer sechs der Weltrangliste, die US-Amerikanerin Beezie Madden, und ihr elfjähriger Fuchshengst Darry Lou, die sich am Ende gegen die Konkurrenz durchsetzen konnten. Mit nur einem einzigen Zeitfehler nach ihrer perfekten ersten Runde und einer Zeit von 66,94 Sekunden sicherte sie sich den ersten Majorsieg im Rolex Grand Slam of Show Jumping ihrer Karriere.

 

Auch der Australier Rowan Willis und seine dreizehnjährige Fuchsstute Blue Movie meisterten die erste Runde fehlerfrei und schafften es mit einem Abwurf in der zweiten Runde und einer Zeit von 65,93 Sekunden auf Platz zwei. Platz drei gehörte dem Österreicher Max Kühner auf seinem zwölfjährigen Schimmelhengst Chardonnay 79 mit insgesamt fünf Fehlern und einer Zeit von 66,78 Sekunden.

 

Eine sichtlich erfreute Beezie Madden sagte zu ihrem Sieg: „Es ist einfach ein großartiges Gefühl. Dies ist ein so toller Veranstaltungsort und es ist eine Ehre, hier antreten zu dürfen. Natürlich ist jeder Sieg fantastisch, aber ich muss sagen, dieser ist schon etwas ganz Besonderes.“

 

„Ich habe das Gefühl, dass die Fans Darry Lou so toll finden, weil er so süß ist. Das Publikum hier ist einfach großartig. Natürlich feuern die Zuschauer vor allem die heimischen Reiter an, aber sie wissen diesen fantastischen Sport auch wirklich zu schätzen.“

 

„Darry Lou war heute einfach in Topform. Beim letzten Mal dachte ich zuerst, wir hätten uns nicht gut genug aufgewärmt, aber es ist noch einmal gut gegangen und er war trotzdem fantastisch. Es ist schön, wenn man einen Plan hat und der am Ende tatsächlich aufgeht. Wenn etwas schief geht, dann ist das meine Schuld, denn er macht einfach alles, was ich von ihm verlange. Er hat einen wunderbaren Gallop und springt einfach toll. Auch sein Temperament ist fantastisch. Er ist vorsichtig und springstark und es macht einfach Spaß, ihn zu reiten.“

 

„Ich war mir erst nicht sicher, ob ich beim CHI Genf antreten soll, aber ich denke, das heutige Ergebnis hat meine Entscheidung gestärkt. Siegen fühlt sich einfach toll an und ein Sieg im Rolex Grand Slam oder auch nur einem Teil davon wäre fantastisch.“

 

Hinter dem Mikrofon mit:
Adam Cromarty

 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Reitsportkommentator am besten und was finden Sie daran besonders bereichernd?

Ich bin bereits recht lange als Kommentator im Reitsport tätig und der Job hat viele Highlights. Manchmal ist er natürlich auch sehr anstrengend, aber er bietet einem die Möglichkeit, um die Welt zu reisen und jede Menge sehr interessanter Leute zu treffen. Und man hat das Glück, Orte wie Spruce Meadows erleben zu dürfen, wo sich die besten Reiter und Pferde der Welt auf höchstem Niveau miteinander messen.

 

Was waren die bisherigen Höhepunkte Ihrer Karriere als Reitsportkommentator?

Ich kann in meiner Karriere bereits auf sehr viele bedeutende Momente zurückblicken. Spruce Meadows selbst und das ‘Masters’-Turnier sind immer ein Highlight – schließlich findet hier der größte Grand Prix der Welt mit einem Preisgeld von drei Millionen kanadischen Dollar statt. Ein weiteres Highlight ist das Finale des Springreitweltcups 2017, das ich in Omaha, Nebraska kommentierte – für eine solch kleine Stadt war die Atmosphäre wirklich grandios.

 

Gibt es andere Sportkommentatoren, die Sie inspirieren? Haben Sie irgendwelche Idole?

Was andere Kommentatoren angeht, bin ich da ein wenig seltsam, denn ich suche meine Inspiration nicht wirklich bei meinen Kollegen. Als ich noch sehr jung war, ging ich auf eine Schauspielschule, wo ich das Schauspielen lernte. Anschließend machte ich eine Ausbildung im Radio- und Fernsehbereich. Und da ich schon immer passionierter Reiter war, kombinierte ich die beiden einfach. Wenn ich also auf der Suche nach Inspiration oder Leuten bin, die mir Tipps geben können, schaue ich mir eher Fernsehsendungen wie The X Factor oder Britain’s Got Talent an. Damit kann ich mich bei meiner Arbeit ein wenig differenzieren, denn ich lasse Elemente aus Veranstaltungen nicht sportlicher Natur in meine Persönlichkeit als Reitsportkommentator einfließen.

 

Was macht einen herausragenden Kommentator aus?

Eine sehr genaue Vorbereitung ist entscheidend, denn man muss eine Menge über die Reiter, die Pferde und den Sport wissen. Außerdem sollte man meiner Meinung nach nicht nur Kommentator sein, sondern vielmehr ein Entertainer, der seine Zuhörer auf unterhaltsame Weise informieren möchte. Es gibt einige Kommentatoren in diesem Sport, die sich mehr oder weniger gleich anhören und vielleicht sogar ein wenig langweilig sind. Obwohl das Springreiten eher eine Randsportart ist, wird es doch zunehmend beliebter und ist zudem unglaublich spannend. Meine Aufgabe als Kommentator lautet also, den Sport so spannend wie The X Factor klingen zu lassen.

 

Was würden Sie jemandem raten, der eine Karriere als Sportkommentator anstrebt?

Ich denke, Vorbereitung ist bei einer Karriere als Sportkommentator wirklich alles. Für eine einstündige Sendung sollte man sich etwa drei Stunden vorbereiten. Ich würde auch empfehlen, so viel unterschiedliche Erfahrung wie möglich zu sammeln. Bei meinen Anfängen im Radio habe ich enorm viel gelernt, denn ich saß vier Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, im Studio und sprach wortwörtlich mit mir selbst! Wenn also etwas im Turnier passiert und ich die Zeit füllen muss, ist das für mich kein Problem, denn ich kann pausenlos reden. Es kann auch hilfreich sein, sich möglichst viele verschiedene Turniere und andere Sportarten anzusehen. So kann man entscheiden, welche einem Spaß machen und was einem liegt, und anschließend seine eigene Persönlichkeit entsprechend aufbauen.

 

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Ich denke, auch der drehte sich um die Vorbereitung. Wenn man nicht gut vorbereitet ist, kann es sehr schnell passieren, dass man langweilig oder altbacken klingt. Außerdem muss man versuchen, immer frisch und aufgeweckt zu sein.

 

Welche Turniere kommentieren Sie am liebsten und warum?

Ich habe das Glück, bei vielen der besten Turniere der Welt mit dabei sein zu dürfen. Es gibt heute eigentlich keine Veranstaltungen, an denen ich einfach so teilnehme oder weil sie gut bezahlt werden. Letztendlich arbeite ich nur bei den Turnieren, die mir Spaß machen. Spruce Meadows war das erste Turnier, das ich in Nordamerika kommentierte. Ich antwortete auf eine Werbeanzeige auf Facebook und schickte eine Demo meiner bisherigen Arbeit. Mittlerweile bin ich jetzt schon das siebte Jahr hier und sie ist definitiv eine der Veranstaltungen, die ich am meisten genieße.

 

Neben meiner Arbeit bei Spitzen-Events wie diesen arbeite ich auch gerne bei kleineren Turnieren zuhause in Großbritannien. Das bedeutet den Reitern sehr viel, denn einen so hohen Standard beim Kommentar bekommen sie nicht sehr oft zu hören. Ich denke, sie wissen es noch mehr zu schätzen, als zum Beispiel ein Kent Farrington oder Steve Guerdat.

 

Was macht Spruce Meadows für Sie so besonders?

Spruce Meadows ist eine ganz besondere Veranstaltung und wer noch nicht hier war, der sollte das unbedingt nachholen und sich selbst davon überzeugen. Es gibt so viele Dinge, die den Zauber dieses Orts ausmachen. Die Turnierplätze sind wirklich eindrucksvoll, das Publikum hier in Spruce Meadows verbreitet eine elektrisierende Atmosphäre und alles ist tipptopp in Ordnung. Was mir bei meinem ersten Besuch in Spruce Meadows als Erstes auffiel, war die Liebe zum Detail. Da es sich um einen Familienbetrieb handelt und so international ausgelegt ist, zieht der Ort Menschen aus aller Welt an – nicht nur Reiter, sondern auch Zuschauer

Außerdem finden hier hochkarätige Events wie der mit drei Millionen kanadischen Dollar dotierte CP 'International‘ presented by Rolex statt, der Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist. Zu den weiteren Highlights zählen die ATCO Electric Six Bar und ein abendliches Unterhaltungsprogramm mit Orchester und Feuerwerk. Da können andere Veranstaltungen einfach nicht mithalten.

 

Welchen Beitrag hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach für den Sport geleistet?

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnt jedes Jahr an Prestige hinzu. Er zieht so viele der weltweit besten Reiter an, die mit einem Sieg bei einem der vier Majors des Rolex Grand Slam Geschichte schreiben möchten. Ich war hier, als Scott Brash als erster und bisher einziger Reiter den Rolex Grand Slam gewann, und er redet heute noch davon. Dabei ist es, so glaube ich, nicht so sehr der finanzielle Anreiz, der die Reiter antreibt, sondern vielmehr die Trophäe und der Titel. Grand Slams gibt es auch in vielen anderen Sportarten und ich denke, seinen eigenen Grand Slam zu haben, hat das Springreiten wirklich positiv verändert.

 

Hinter der Stalltür mit:
Kaytlyn Brown

 

Welche Pferde hat Eric in diesem Jahr nach Spruce Meadows mitgebracht? Können Sie uns ein wenig über sie erzählen?

Eric hat Coco Bongo, Chacco Kid und Fine Lady 5 mit dabei. Alle drei Pferde haben einen sehr unterschiedlichen Charakter.

Coco Bongo ist sehr entspannt, nichts scheint ihm wirklich etwas auszumachen. Er ist also sehr pflegeleicht und hat einen niedrigen Stresslevel – ich würde sagen, er ist ziemlich cool. Er lässt buchstäblich alles mit sich machen und ist wirklich leicht zu handhaben.

 

Chacco Kid ist das liebste Tier, das ich je gesehen habe – ich habe noch nie ein Pferd kennengelernt, das Menschen so gut versteht wie er. Er ist immer auf Aufmerksamkeit aus und hat immer etwas im Maul – er würde wirklich versuchen, alles zu fressen. Wenn Eric um ihn herum ist, geht sein Stresslevel nach oben und er wird recht unruhig, denn er will gefallen und weiß, dass Eric viel von ihm verlangt.

 

Fine Lady 5 ist zweifellos die Komplizierteste unter den dreien. Sie ist unsere einzige Stute. Sie ist ein sehr sensibles Pferd: Alles stört sie, insbesondere Musik und Lärm – es macht sie verrückt. Wenn es laut ist und sie sich in der Box befindet, scharrt sie, wälzt sich am Boden und macht generell ein großes Trara. Aber sie ist mein absolutes Lieblingspferd und wirklich einzigartig – sie will es immer allen recht machen. Wenn ich sie mir anschaue, weiß ich, dass ich nie wieder eine Beziehung wie diese zu einem Pferd haben werde. Sie ist einfach unglaublich.

 

Wie war das vergangene Jahr für Sie? Welche Höhepunkte haben Sie erlebt?

Nach dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ 2018 legte Eric eine lange Pause ein, es war also nicht viel los bei uns. Mein absolutes Highlight war daher, ihn zurück auf dem Platz zu sehen – sein Talent ist wirklich beeindruckend. Das war nicht nur für mich der Höhepunkt, sondern auch für das gesamte Team. Es war sehr schwer für uns alle, als er nicht hier war. Nach allem, was passiert ist, zur Sommer-Turnierserie hierher zu kommen und zwei Fünf-Sterne-Prüfungen in Folge zu gewinnen, hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.

 

Haben Sie seit dem Spruce Meadows ‘Masters’ 2018 neue Pferde im Torrey Pines Stall?

 

Wir sind ein Handelsstall, es kommen und gehen also immer viele. Zurzeit verfügen wir über mehrere vielversprechende Neulinge, die unserer Meinung nach Potenzial haben. Eric hofft, dass sie schon bald turnierbereit sein werden.

 

Wie viel Zeit verbringen Sie auf Reisen?

Wir sind im Jahr nur fünf Wochen für die Sommer-Turnierserie in Kanada. Dann geht es von Dezember bis April nach Florida in den USA und den Rest der Zeit verbringen wir in Europa. Es ist etwas abwechslungsreicher in Europa, weil man jede Woche an einem anderen Ort ist, und ich persönlich finde alle europäischen Veranstaltungsorte toll.

 

Kanada hat sich für Tokio 2020 qualifiziert. Wie bereiten Sie und das Team sich auf die Olympischen Sommerspiele im nächsten Jahr vor?

Es ist noch eine Weile bis Tokio 2020 und es ist ein langer Prozess. Aber wir denken langsam darüber nach, welche der Pferde bei den Olympischen Spielen wohl eine gute Leistung erzielen könnten und an welcher Art von Prüfungen sie teilnehmen müssen, damit sie bereit sind. Wir müssen zudem überlegen, zu welcher Tageszeit wir sie springen lassen und ob sie an mehr Abendturnieren teilnehmen sollten. Auch das Wetter gilt es zu berücksichtigen, denn Tokio könnte sehr heiß werden.

 

Eric und Fine Lady 5 schafften es beim CP ‘International’ presented by Rolex im vergangenen Jahr auf Platz sieben. Können sie sich in diesem Jahr verbessern?

Ich würde es mir wünschen, denn Fine Lady 5 ist derzeit gut in Form. Wir alle haben hohe Erwartungen an sie, aber ich persönlich glaube, dass sie eine gute Leistung zeigen wird. Nicht, dass vergangenes Jahr ein schlechtes Ergebnis war, aber ich denke, sie und Eric können sich gegenüber dem Vorjahr noch verbessern.

 

Spüren Sie als Pferdepflegerin zusätzlichen Druck, wenn Sie an einem Major des Rolex Grand Slam teilnehmen?

Ja, immer. In der Woche vor dem Turnier nimmt der Stresslevel auf dem Hof deutlich zu. Wir bereiten uns wirklich so gut wie möglich auf die Anreise vor und wir wissen, dass es eine lange und anstrengende Woche für Eric und die Pferde wird. Die Pferde werden aus Europa eingeflogen und müssen daher einen langen Flug überstehen. Wir möchten natürlich dafür sorgen, dass sie sobald wie möglich nach der Anreise wieder in Topform sind und ihr Bestes geben können. Klar ist es stressig. Zum 'Masters' hierherzukommen ist nicht dasselbe, wie zur Sommer-Turnierserie – und wir haben uns für das Ende dieser Woche ein klares Ziel gesteckt.

 

PM

 

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