Parcoursbegehung mit Gérard Lachat - Parcoursdesigner des CHI Genf

Foto: Gérard Lachat - Fotograf: Rolex Grand Slam / Kit Houghton

Foto: Gérard Lachat - Fotograf: Rolex Grand Slam / Kit Houghton

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen Corona abgesagt wurde.

 

Ja, in der Tat, das letzte Jahr war wirklich außergewöhnlich. Wir haben die Pferde nicht so oft und so regelmäßig wie sonst an Turnieren teilnehmen sehen, also haben wir dies bei der Gestaltung des Parcours berücksichtigt, und wir freuen uns sehr darauf, sie hier wieder einmal antreten zu sehen.

 

Was macht den CHI Genf zu einem so besonderen Event?

 

Für mich ist er etwas Besonderes, weil er in einer der größten Hallen der Welt stattfindet. Und dass die Veranstaltung in der Schweiz stattfindet, freut uns unglaublich und macht uns auch stolz. Das Event ist unglaublich gut organisiert, die Pferde können mit dem Flugzeug anreisen, die Leute können zu Fuß kommen – es ist ein außergewöhnlich gut organisiertes Event, was sehr selten ist. Das Event hat viele Mitarbeiter, die Experten auf ihrem Gebiet sind und mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Es ist wirklich eines der ganz besonderen Ereignisse im Reitsportkalender.

 

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, was Sie für den Rolex Grand Prix – das vierte Rolex Grand Slam Major des Jahres – am Sonntag vorbereitet haben?

 

Natürlich, wir bereiten etwas vor, das ein bisschen schwieriger sein wird, denn die Teilnehmer sind die Besten der Welt. Der CHI Genf und The Dutch Masters haben das gleiche Format, während Spruce Meadows und Aachen ein anderes System haben. In Spruce Meadows und Aachen müssen die Pferde und Reiter zwei Runden auf einem Außenplatz mit weitaus mehr Hindernissen absolvieren. Da hier nur eine Runde geritten wird, versuchen wir, die Strecke etwas länger als normal zu gestalten, mit 14 Hindernissen und 17 oder 18 Sprüngen. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die wir berücksichtigen müssen. Wir tun unser Bestes, um einen Parcours zu gestalten, der sowohl für das Pferd als auch für den Reiter angenehm ist. Der Parcours muss schwierig und lang genug sein und die Sprünge müssen eine ordentliche Höhe von knapp über 1,60 m haben. Die Oxer werden wir dieses Jahr nicht erhöhen. Der Plan ist, dass der diesjährige Parcours dem doch recht klassischen Parcours von 2019 relativ ähnlich sein wird. Die Pferde müssen sich aber in diesem Jahr etwas mehr anstrengen, die Hindernisse folgen schneller aufeinander und es ist eine noch positivere Einstellung gefragt. Im Großen und Ganzen ist der Stil aber ähnlich zu dem in den Vorjahren. Jetzt ist nicht die Zeit, um einen speziellen Parcours zu gestalten – es ist besser, den klassischen Stil beizubehalten.

 

Wie viele fehlerfreie Runden erwarten Sie?

 

Das ist immer eine heikle Frage. Meiner Meinung nach ist das ideale Szenario für das Publikum, das Turnier und die Sponsoren, wenn es acht Reiter gibt, die fehlerfrei bleiben. Bei diesem Parcours und dem Kaliber der Teilnehmer haben jedoch alle Pferde und Reiter eine Chance, also warten wir ab.

 

Haben Sie einen Favoriten für den Rolex Grand Prix?

 

Es ist sehr schwierig, sich unter den 40 Reitern auf einen Favoriten festzulegen, denn sie sind nun mal die Besten der Welt und haben alle eine Chance auf den Sieg. Natürlich gibt es Faktoren, die wir berücksichtigen müssen, wie z. B. die Bindung zwischen Pferd und Reiter, und dann gibt es auch immer ein gewisses Maß an Glück. Wir können uns nur wünschen, dass der Reiter, der an diesem Tag am besten in Form ist, den Rolex Grand Prix gewinnt.

 

Im Vorfeld zum Sonntag kann hinsichtlich der Ergebnisse viel passieren – aber es ist wirklich schwer zu entscheiden, da wir so viele der besten Reiter und ein paar der besten Pferde der Welt am Start haben. Es ist jedes Jahr das gleiche Szenario – es ist einfach so gut wie unmöglich, einen Gewinner festzulegen.

 

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie Parcoursdesigner geworden sind?

 

Meine Karriere habe ich als Reiter begonnen, aber mein Chef hat mir schon früh gesagt, dass ich Parcoursdesigner werden sollte, weil mir das in meiner Karriere weiterhelfen würde. Also habe ich einen Parcours zusammengestellt und das war es dann eigentlich auch schon, ich war fasziniert. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich meinen ersten Parcours für die nationalen Meisterschaften gestaltet. Dann hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Chef Hermann von Siebenthal, der leitender Parcoursdesigner war, hierher nach Genf zu kommen und er hat mir geholfen, hier in dieser Halle meinen ersten Parcours zusammenzustellen. Danach hatte ich das Glück, mit einigen der besten Parcoursdesigner zusammenzuarbeiten, wie Leopoldo Palacios und Rolf Lüdi, der auch mein Mentor gewesen ist und dem ich bei den Weltmeisterschaften assistiert habe. Er hat in meiner Karriere eine große Rolle gespielt, und es ist ihm zu verdanken, dass ich heute da bin, wo ich bin. Ich darf auch die Organisatoren des Turniers nicht vergessen, denn sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt, wofür ich sehr dankbar bin. In meinem vierten Jahr hier habe ich mit Louis Konickx zusammengearbeitet, der nicht nur ein großartiger Freund, sondern auch ein hervorragender Designer ist, der sehr viel Erfahrung hat, viel mehr als ich! Er ist in diesem Jahr auch hier und gibt mir immer Ratschläge und beruhigt mich, was immer sehr hilfreich ist, besonders wenn ich unter Druck stehe. Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es einfach toll ist, so etwas bei dieser Art von Turnieren zu haben.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?

 

Die Möglichkeit, kreativ zu sein, ist wunderbar, und mitzuerleben, wie meine Entwürfe zum Leben erweckt werden, ist fantastisch. Es macht mir auch Spaß, den Schwierigkeitsgrad der Parcours zu bestimmen und dabei ein Gleichgewicht zu finden. Natürlich schaue ich auch gerne den Pferden beim Springen zu. Die Teamarbeit ist ein toller, aber entscheidender Teil der Arbeit, denn ohne das Team können wir keine Designer sein. Ohne all die Assistenten, die Gruppenleiter, die Platzwarte und -wärterinnen sowie viele andere wären wir nichts. Es ist der zwischenmenschliche Kontakt mit diesen Menschen, mit den Reitern, der so toll ist. Wir haben viel Kontakt mit den Reitern, die uns immer wieder ihr Feedback geben. Manchmal können sie nicht beschreiben, warum etwas auf der Strecke nicht funktioniert hat, aber es hilft uns auf jeden Fall, denselben Fehler nicht zweimal zu machen. Diese Art von Beziehungen, die in dieser Branche gepflegt werden, mit Menschen, die sich ebenfalls für Pferde begeistern, ist ein echter Vorteil der Arbeit.

 

Wenn Sie kein Parcoursdesigner wären, was wäre dann Ihr Beruf?

 

Ich würde auf jeden Fall auf irgendeine Art und Weise mit Pferden arbeiten, denn das ist wirklich meine Leidenschaft. Ich würde wahrscheinlich mehr reiten, vielleicht an ein paar nationalen Turnieren teilnehmen. Ich würde außerdem mehr mit jungen Pferden arbeiten und mich auf ihre Ausbildung konzentrieren – das ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Meine Frau und ich betreiben zuhause einen Stall und haben etwa 100 Pferde. Es ist ihr zu verdanken, dass ich tun kann, was ich tue, weil ich zwei oder drei Monate im Jahr unterwegs bin, währenddessen sie sich um alles kümmert. Ich habe Pferde schon immer geliebt. Wenn ich also kein Parcoursdesigner sein könnte, würde ich mehr Zeit mit den Jungpferden zuhause verbringen.

 

Was denken Sie über den Rolex Grand Slam und das Konzept dahinter?

 

Das Konzept ist brillant, es ist ein riesiger Motivator für die Reiter und die Herausforderung, sich zu bemühen, einen Grand Slam nach dem anderen gewinnen, ist einfach toll. Der Rolex Grand Slam bringt die besten Reiter der Welt zusammen, denn er vereint die besten Anlagen mit den besten Turnieren der Welt.

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