Der Wunschzettel (Editorial BAYERNS PFERDE 01/2026)

Foto: Titelseite BAYERNS PFERDE Zucht + Sport 01/2026

In unserer Weihnachtsausgabe lassen wir traditionell das vergangene Jahr Revue passieren. 2025 hat uns viel abverlangt – sportlich, gesellschaftlich und menschlich – es hat uns gezeigt, wie sensibel unser Sport geworden ist. Gerade deshalb wünsche ich mir keine materiellen Geschenke, sondern vielmehr Werte, die unter unser aller Weihnachtsbaum liegen sollten.

Ich wünsche mir ein Paket unerschütterlicher Verantwortung und Geduld, damit das Wohl des Pferdes nicht nur Grundsatz bleibt, sondern jeden Tag gelebt wird. Verantwortung im Training, im Turniersport, im Management unserer Ställe – und auch in den Momenten, in denen Wegschauen einfacher wäre als Handeln und der Fortschritt langsam erscheint. Dazu wünsche ich uns ein Bündel Selbstkritik und Ehrlichkeit. Wir dürfen Fehler nicht relativieren. Wir müssen sie benennen und aufarbeiten. Nicht, weil Kritiker uns dazu zwingen, sondern weil wir es unseren Pferden schulden. Ich wünsche uns ein Glas voller Zuversicht für Veranstalter, Betriebe und Ehrenamtliche, die sich trotz steigender Belastungen engagieren. Zuversicht, dass der Pferdesport auch in Zukunft einen festen Platz in unserer Gesellschaft haben wird. Dazu sollte ein Paket voller Dialogbereitschaft und Transparenz unter dem Weihnachtsbaum liegen, weil wir im Pferdesport nur weiterkommen, wenn wir miteinander sprechen, statt übereinander. Das umfasst auch die Fähigkeit, mit der Gesellschaft, mit Kritikern, mit Menschen außerhalb unserer Blase ins Gespräch zu kommen – nicht defensiv, sondern offen. Denn wir haben viel zu zeigen, viel zu erklären und viel zu bieten.

Auch ein Säckchen Demut und Pferdeliebe darf nicht fehlen. Demut vor dem Partner Pferd, aber auch Demut im Umgang miteinander. Und ich wünsche uns ein Päckchen voller Mut, unsere eigene Geschichte zu erzählen, nicht nur die der sportlichen Erfolge, sondern die der stillen Momente, die jeder Pferdemensch kennt: Momente des Vertrauens, das uns ein Pferd schenkt. Momente der Verantwortung, die uns verändert. Momente der Geduld, die wir lernen müssen. Und all die kleinen, großen Augenblicke, die unseren Sport wertvoll machen, auch wenn sie nie eine Medaille sehen. Wenn wir diese Haltung sichtbar nach außen tragen, können wir etwas zurückgewinnen, das 2025 oft ins Wanken geraten ist: Vertrauen. Vertrauen in unsere Arbeit, Vertrauen in unsere Werte, Vertrauen in den gemeinsamen Weg. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen ein Weihnachtsfest voller Ruhe und ehrlicher Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Pferde, die uns tragen – sportlich, emotional, manchmal auch durchs Leben. Und für das neue Jahr wünsche ich uns Kraft, Konsequenz und die feste Überzeugung, dass ein pferdegerechter, verantwortungsvoller Reitsport Zukunft hat – wenn wir ihn leben.

Herzlich, Ihre

Mona-Sophie Wieland

Redaktionsleitung Reiterjournal und BAYERNS PFERDE

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