Fünf nach zwölf (Editorial BAYERNS PFERDE 12/2025)

Foto: Titelseite BAYERNS PFERDE Zucht + Sport 12/2025

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Die Stuttgart German Masters haben einmal mehr gezeigt, was den Reitsport ausmacht – seine strahlende Faszination ebenso wie seine empfindlichen Bruchstellen. Während der frisch gekrönte German Masters-Sieger Julien Epaillard die Schleyer-Halle zum Beben brachte und eindrucksvoll demonstrierte, wofür der Pferdesport steht, rückte nur wenige Stunden zuvor ein ganz anderes Bild ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Olympiasieger Christian Kukuk stellte sich offen der Kritik und entschuldigte sich für den Einsatz von Schlaufzügeln in Verona – ein Eingeständnis, das weit über eine persönliche Erklärung hinausging und eine längst überfällige Diskussion erneut befeuerte. Zwei Reiter, zwei Geschichten, zwei Pole derselben Leidenschaft. Hier der sportliche Triumph, der keiner weiteren Worte bedurfte. Dort die Mahnung an Verantwortung und Transparenz, die zeigt, wie sensibel unser Sport geworden ist – und wie aufmerksam er beobachtet wird. Gerade jetzt, da der Reitsport so stark im Fokus steht wie selten zuvor, zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Trainingsmethoden, Werte, öffentliche Wahrnehmung – die gesellschaftlichen Augen sind geöffnet, kritisch und aufmerksam. Umso wertvoller ist das, was die Stuttgart German Masters, die Munich Young Talents oder auch die Süddeutsche Körung der Haflinger und Edelbluthaflinger ausstrahlten: gelebte Leidenschaft, gegenseitiger Respekt und der Stolz auf eine Gemeinschaft, die nicht auseinanderdriftet, sondern zusammensteht.

 

Wir wissen nicht, welche Herausforderungen morgen auf uns warten. Sicher ist nur: der Pferdesport ist komplexer als viele andere Sportarten. Diese Komplexität macht ihn einzigartig – und sie verpflichtet. Sie verlangt Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, sich kritischen Fragen zu stellen. Wer das nicht vermitteln kann, hat Wesentliches nicht verstanden. Die Uhr zeigt dabei längst nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach. Es ist Zeit, dauerhaft Verantwortung zu übernehmen. Der Sport, die Erfolge – diese Emotionen – sind das Herz unseres Sports. Und sie erinnern uns, was wir schützen wollen. Wir alle sollten unseren Beitrag dazu leisten: für Fairness, für Transparenz, für Leidenschaft – und für eine Gemeinschaft, die auch in stürmischen Zeiten zusammenhält.

 

 

Herzlich, Ihre

 

Mona-Sophie Wieland

 

Redaktionsleitung Reiterjournal und BAYERNS PFERDE

 

 

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  • Zucht: Süddeutsche Körung der Haflinger und Edelbluthaflinger
  • Sport: Stuttgart German Masters
  • Winterfit: Übungen für frostige Temperaturen
  • Porträt des Monats: Rainer Dill
  • Landesjugendtag und 8er-Teamfinale

 

 

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