„Es heißt jetzt runter vom hohen Ross und zurück zur Basis!“ (Editorial BAYERNS PFERDE 05/2024)

Foto: Titel BAYERNS PFERDE ZUCHT + SPORT 05/2024

Foto: Titel BAYERNS PFERDE ZUCHT + SPORT 05/2024

Freud und Leid liegen häufig nah beieinander, das hat sich einmal mehr bei den FEI World Cup™ Finals verdeutlicht. Großer Sport und große Emotionen. Ein Wechselbad der Gefühle im Nahen Osten! Große Freudentränen bei Patrik Kittel und Henrik von Eckermann und eine zu Tode betrübte Jill Humphrey. Wieder bleiben in unseren Köpfen (auch bei der Gesellschaft) Bilder eines toten Pferdes. Ja klar, es stimmt, es handelte sich um ein großes Unglück. Uns sollte aber auch klar sein, dass es jedem Freizeitpferd auf der Koppel hätte geschehen können. Aber leider ist es nun einmal vor großer Kulisse passiert. Das ist schrecklich für Pferd und Reiterin, kann aber auch eine weitere Markierung auf dem Weg zum Imageverlust unseres geliebten Sports sein. Wir alle haben bei der Todesmeldung sofort gedacht: „Oh nein, jetzt gibt’s für die PETA-Leute wieder neues Fressen!“ Dabei zeigen solche Vorfälle auch einfach nur die Endlichkeit des Lebens auf und sind nicht vermeidbar. Andere schon.

 

Sind wir mal ehrlich: Schon einige Monate, gar Jahre, spitzen sich die Tierschutzdiskussionen im Zusammenhang mit dem Pferdesport zu. Doch was haben wir daraus gelernt? Nichts. Es ist auch nicht hilfreich, stets die PETA-Leute an den Pranger zu stellen. PETA ist nicht unser Problem. Vielmehr schauen wir zu wenig auf uns und lassen weiter die Verbindung zwischen Top-Sport und Basis bröckeln. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Nein, die Faszination Pferd ist nach wie vor ungebrochen da. Diese gehört nur geweckt und dann gepflegt. Es geht nicht nur um Sportreiterei, also den Reitsportbereich, der vermeintlich am meisten in der Öffentlichkeit steht, sondern auch um Therapiepferde oder Schulponys für Kinder. Genau dieser Bereich, die Basis, ist für die Zukunft des Reitsports so wichtig. Dabei nur die Relevanz der Basis zu erkennen, reicht bei weitem nicht aus. Vielmehr benötigt es ausgeklügelte Konzepte. Wie können Interessierte unterschiedlicher Altersklassen abgeholt und begeistert werden? Was gilt es zu tun, damit die Leute auf den Wartelisten der Reitschulen des Landes nicht zum nahe gelegenen Sportverein abwandern? Viele Fragen, auf die es teilweise (noch) keine allgemeingültigen Antworten, aber schon gute Konzepte gibt. Genau damit beschäftigen wir uns in dieser und auch in der darauffolgenden Ausgabe.

 

Bleiben noch die Ausbilder. Um überhaupt Nachwuchs gewinnen zu können, benötigt es Betriebe und Vereine mit qualifizierten Ausbildern. Es gibt genug Pferdewirte, aber die meisten sind sich häufig zu schade, um in der Vereinshalle Anfängern Unterricht zu geben. Der klassische Vereins-Reitlehrer ist fast ausgestorben. Ein Unding! Die Arbeit mit Kindern sollte bei den jungen Ausbildern ebenso wichtig sein wie der große Turniersport. Egal, ob Top-Sport oder Basis, also Weltcup-Reiter, Vereinsvorstand oder Schulpferde-Reiter – am Ende vereint sie alle eins, wir Reitsportler können unsere Zukunft selbst gestalten und sollten das auch dringend in unserem eigenen Einflussbereich tun! Statt jammern und verstummen heißt es jetzt runter vom hohen Ross und im wahrsten Sinne des Wortes zurück zur Basis!

 

Herzlich, Ihre

 

Mona-Sophie Bimmel

 

Redaktionsleitung Reiterjournal und BAYERNS PFERDE

 

 

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