Den Neuanfang wagen (Editorial Reiterjournal 08/2024)

Foto: Titelseite Reiterjournal 08/2024

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„Mehr Demokratie wagen!“ Mit diesem Wahlslogan im Rücken ist einst Willy Brandt Bundeskanzler geworden. Etwas zu wagen, ist immer gut. Denn dazu gehören Mut, aber auch Risikobereitschaft sowie die Einsicht, auch verlieren zu können. In diesem Sinne kann der Deutsche Reiterverband FN jetzt einen Neuanfang wagen. Er kann nicht nur, er muss es tun.

 

Was in den zurückliegenden Wochen nach Erscheinen unserer Juli-Ausgabe und unserer Online-Veröffentlichungen alles geschehen ist, kann man als Warendorfer Erdrutsch bezeichnen. Nun liegt ein ganzer Haufen Erde da, man kann daraus etwas erschaffen. Dass diese denkwürdige Sondersitzung mit Vertrauensverlusten und Rücktritten ein „rabenschwarzer Tag für die FN“ gewesen sei, wie man es im Verband formuliert hat, ist natürlich eine typische FN-Sicht. Denn am liebsten hätte man ja alles so gelassen, wie es war.

 

Nein, die Ereignisse sollten wie eine Befreiung verstanden werden! Jetzt liegt alles auf dem Tisch, jetzt haben sich die Regionalverbände ihrer Macht besonnen, Personen haben für neue Köpfe Platz gemacht. So viel Chance war nie! Zunächst müssen jetzt die Blicke nach vorne gerichtet werden. Es bringt jetzt auch niemanden weiter, einen Generalsekretär Soenke Lauterbach mit Hohn und Häme zu beschimpfen. Er hat seine Konsequenzen gezogen, fertig. Man sollte ihm den geordneten Rückzug zutrauen.

 

Jetzt gibt es eine Findungskommission (zunächst für einen neuen Präsidenten), die vernünftig besetzt ist, unter anderem mit den beiden Baden-Württembergern Carsten Grill und Peter Hofmann. Beide haben Sachverstand und Führungserfahrung. Wie man hört, soll auch die Dressurreiterin Isabell Werth ein Wort mitreden. Das ist gut, denn letztendlich geht es ja um den Sport. Darin sollte sich der neue Mann (oder die neue Frau) auskennen. Denn es geht ja nicht nur um die Sanierung eines in wirtschaftliche Schieflage geratenen Verbandes. Es geht um so viel mehr, nämlich darum, wie wir unseren Sport so aufstellen, dass es ihn auch in Jahrzehnten noch gibt. Das ist nämlich gar nicht so selbstverständlich. Die FN muss Visionen und Konzepte entwickeln, die richtigen Multiplikatoren finden, die Menschen begeistern, den Sport mit Pferden in der Gesellschaft verankern. Das ist viel, aber nicht unmöglich.

 

Die Reiterei braucht Menschen mit Mut, Optimismus und Begeisterungsfähigkeit, die andere mit diesem berühmten Pferdevirus anstecken können, der das Leben ein bisschen besser macht. Jetzt oder nie!

 

Beste Grüße

 

Roland Kern

 

Redaktion Reiterjournal und BAYERNS PFERDE

 

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