Guter Rat(h) ist teuer (Editorial Reiterjournal 10/2025)

Foto: Titelseite Reiterjournal 10/2025

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Der 27. August 2025 war ein schlimmer Tag für die Region Schwarzwald-Baar, für Baden-Württemberg, aber auch für den gesamten Pferdesport. An diesem Tag wurde das Internationale Reitturnier in Donaueschingen abgesagt. Das alleine war schon traurig, aber die Art, wie es passiert ist: eine Katastrophe. Nach Nennungsschluss und wenige Tage nach einer selbst-beweihräuchernden Pressekonferenz, auf der wohl – wie man heute weiß – die Leute veräppelt wurden. Wie unwürdig für den Aachen-Sieger Martin Fuchs, der Ehrengast war! So etwas hat es noch nie gegeben. Die Sponsoren wurden in den Entscheidungsprozess nicht einbezogen, sondern erst mit der Absage konfrontiert. Sie fühlen sich jetzt zurecht vor den Kopf gestoßen.

 

In einer ohnehin schwierigen Zeit hat der Veranstalter Schafhof Connects mit Matthias Alexander Rath genau das verspielt, was den Pferdesport bislang ausgezeichnet hat: Verlässlichkeit, und das in einer Phase, in der Sponsoren und Medienpartner die Reitturniere ohnehin kritischer betrachten als früher. Ein Autohaus musste ein Kundenevent absagen, der SWR sein Programm umplanen. Von dem wirtschaftlichen Schaden in der Stadt, bei Hotellerie und Gastronomie, ganz zu schweigen. Wer sollte es ihnen allen verdenken, wenn die Reiter ihnen jetzt suspekt sind? Eine Blamage.

 

Um es nochmal klar zu sagen: Eine Absage aus wirtschaftlichen Gründen kann vernünftig sein, um die Zukunft eines Turniers zu retten.  Aber die Art und Weise hat einen Schaden verursacht, dessen Folgen für die Zukunft erst nur zu erahnen sind. Aber genau darum geht es jetzt: nach vorne blicken, Donau retten! Da ist guter Rat(h) nun teuer.

 

Wer durch die Annalen dieses Turniers blättert, erkennt, dass Geld dort schon immer ein Thema war. Die Ära Riexinger, die glanzvollste der Turniergeschichte mit Europameisterschaften und Nationenpreisfinalen, endete auch, weil die Stadt den Zuschuss gedeckelt hat. Seither wurde es nicht mehr besser. Jetzt müssen sich die Stadt und die Region zu dem Turnier bekennen, ebenso das Fürstenhaus, das sich früher immer so gerne im Renommee der Veranstaltung sonnte. Oder eben nicht und das Ende akzeptieren.

 

Ob es mit Schafhof Connects weitergeht, kann heute mit Sicherheit noch niemand sagen. Wir haben uns bewusst an Spekulationen über eine finanzielle Schieflage nicht beteiligt, weil wir Journalisten sind und keine Gerüchteköche. Aber die Stadt und die städtische Turnier-GmbH müssen die Hintergründe klären und genau wissen, rechtzeitig, schnellstens. Denn erst müssen noch Scherben zusammengekehrt werden, bevor es – hoffentlich – weitergeht. Eine schonungslose Aufarbeitung ist nötig.

 

Mit reiterlichen Grüßen

 

Roland Kern

 

Redaktion Reiterjournal

 

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  • Porträt des Monats: Christian Pfeifer
  • Hintergrund: Neue Informationen zur Absage des CHI Donaueschingen
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  • Praxis: Tipps und Tricks rund ums Scheren

 

 

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