Das Vorbild (Editorial Reiterjournal 12/2022)

Foto: Titelseite Reiterjournal 12/2022

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Wir machen uns derzeit zu Recht darüber Gedanken, wie der Basis- und Breitensport mit Pferden gefördert werden kann. Niederschwellige und vor allem günstige Einstiegsmodelle, aktive Reitervereine, qualifizierte Basisausbilder, gut gerittene Schulpferde, Turnier-Einstiegsmodelle – das alles brauchen wir. Aber die vergangenen und jetzt noch nachwirkenden Tage in der Stuttgarter Schleyer-Halle haben uns wieder einmal gezeigt: Wir brauchen noch etwas, wir brauchen Vorbilder!

 

„Ohne erfolgreichen Spitzensport würde das Fundament des Breitensports verkümmern.“ Dieser Satz stammt aus dem Jahr 2012 von Michael Vesper, der damals Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes war. Das ist ein kluger Mann, Soziologe, Ex-Politiker, Sportfunktionär, übrigens ein Reiter und derzeit Präsident des Deutschen Galoppsportverbandes. Er hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass eine Disziplin immer dann wächst, wenn es im Spitzenbereich besonders erfolgreiche Sportler gibt. Besonders bekannt ist der Tennis-Boom in den 80er-Jahren, als Boris Becker und Steffi Graf aus der Kurpfalz kamen und zu Vorbildern wurden.

 

Mir ist in Stuttgart wieder einmal klar geworden, dass das eine ohne das andere nicht geht. Kein Spitzensport ohne Breitensport – aber auch nicht umgekehrt. Hand aufs Herz, wer ist in seiner reiterlichen Karriere (ganz egal, wo er oder sie gerade steht) ohne Vorbilder ausgekommen? Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich mir als Jugendlicher nach einem Turnierbesuch im Fachgeschäft vom Ersparten genau jene karierte englische Schirmmütze kaufte, die Udo Lange immer beim Abreiten trug, um mich zu Hause im Reithallenspiegel zu bewundern. Zuvor stand ich stundenlang am Abreiteplatz und merkte mir jede Geste, jede Mimik ganz genau. Ich kenne Springreiter, die ließen ihre Zügel zehn Zentimeter länger, nachdem sie den begnadeten Franke Sloothaak beobachtet hatten. Klar, das Nachmachen ging meistens schief. Und meine 5,4 in der nächsten E-Dressur bewies mir, dass es die Mütze alleine nicht ausmacht … Aber wir hatten durch die Vorbilder Begeisterung im Herzen.

 

In Stuttgart haben wir viele Vorbilder gesehen. Vor allem jenen Überflieger Richard Vogel, der nach diesen Siegen in der Schleyer-Halle fürs Land endgültig ein Star geworden ist. Er stammt aus einer ganz normalen Familie, arbeitet tagtäglich hart, verbindet Geschäft und Sport. Wir sollten Vorbilder wieder mehr zulassen, stolz auf sie sein, sie nachahmen, genau hinschauen. Das bringt uns und den Sport weiter.

 

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Mit herzlichen Grüßen

 

Ihr Roland Kern

Redaktion Reiterjournal

 

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