Die Frage nach dem Ob (Editorial BAYERNS PFERDE 10/2025)

Foto: Titelseite BAYERNS PFERDE Zucht + Sport 10/2025

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Und wieder sind sie vorbei: die Bundeschampionate – das Ereignis, auf das viele Reiter hinarbeiten und dem fast alle Züchter erwartungsvoll entgegensehen. Einmal mehr standen die Bundeschampionate im Zeichen des deutschen Pferdenachwuchses – und in diesem Jahr besonders unter einem Aspekt: Veränderung.

 

2025 trug das Turnier erstmals einen neuen Namen: Al Shira’aa Bundeschampionate. Damit tritt ein Sponsor auf den Plan, der nicht nur Geld mitbringt, sondern auch Fragen aufwirft. Zudem wurden die Bundeschampionate erstmals selbst vermarktet – man muss sagen: mit Erfolg. Eine weitere Veränderung zeigte sich am Rande der Vorbereitungsplätze: Als Ansprechpartner für Medienvertreter und Zuschauer standen erstmals für die Beantwortung von Fragen Info-Stewards zur Verfügung. Und dann zeigten sich Veränderungen, die nicht immer direkt ersichtlich waren: der verantwortungsvolle Umgang mit den Pferden. Harmonisches und losgelassenes Reiten wusste zu überzeugen und wurde auch belohnt. Die Reiter haben es verstanden – und man spürt ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Pferden. Damit hängen sicherlich auch die in Warendorf mit Sorgfalt übernommene Aufgabe der Abreiteplatzrichter und die verstärkten Pferdekontrollen zusammen. Und dann ist da noch die über alle Turniertage hinweg geführte Diskussion um die dreijährigen Reitpferde: Ist deren Teilnahme an den Bundeschampionaten noch zeitgemäß? Ach, fast hätte ich eine weitere Veränderung vergessen: So wurden die Anforderungen für die dreijährigen Reitpferde angepasst – und sowohl die Aufgaben um 40 Sekunden verkürzt als auch das Tritte-Verlängern gestrichen. Diese Änderungen wirken aber eher wie eine Beschwichtigung des eigenen schlechten Gewissens. Die diesjährigen Prüfungen waren eigentlich Werbung für guten Sport. Doch es ist einfach so: Dreijährige Pferde sind noch wirkliche „Babys“ – und zwischen dem Reiten und der einen oder anderen regionalen Turniervorstellung einerseits und dem Präsentieren auf den Bundeschampionaten andererseits liegen Welten. Bei allen wirtschaftlichen Hintergedanken – und vor dem Hintergrund der aktuell guten Entwicklung des Reitsports – ist es vielleicht an der Zeit, dass über den Einsatz der Dreijährigen nachgedacht, diskutiert und, ganz wichtig, Entscheidungen getroffen werden. Es sollte endlich die Frage nach dem Ob – und nicht nach dem Wie – geklärt werden. Nur so bleiben die Bundeschampionate ein Ort, an dem Leistung und Verantwortung für das Pferd Hand in Hand gehen.

 

Herzlich, Ihre

 

Mona-Sophie Wieland

 

Redaktionsleitung Bayerns Pferde und Reiterjournal

 

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  1. Sport: Deutsche Amateur-Meisterschaften
  2. Im Porträt: Heinrich Sommer
  3. Richtig Reiten: Anreiten mit Dennis Meschke
  4. Blickpunkt: Eindecken – das gilt es zu wissen
  5. Jugend: Medaillenjagd für den Nachwuchs

 

 

 

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