Brandon Schäfer-Gehrau ist neuer Deutscher U25-Meister
Der Sieger der Wiesbadener Vielseitigkeitsprüfung heißt Felix Etzel. Der Warendorfer Sportsoldat setzte sich mit Polartanz TSF dank einer schnellen Geländerunde gegen Michael Jung (Horb) mit fischerSolution II und Heike Jahncke (Ganderkesee) mit Mighty Spring FRH durch. Der zum zweiten Mal vergebene Titel des Deutschen Meisters in der Altersklasse U25 ging an Brandon Schäfer-Gehrau und Very Special.
Zunächst sah alles nach einem weiteren Sieg von Michael Jung am Pfingstsamstag aus. Noch kurz vor Beginn der Geländeprüfung als dritte und letzte Teilprüfung des CCI4*-S konnte der vierfache Olympiasieger mit Springpferd Qwatt das Eröffnungsspringen der Kleinen Tour gewinnen. Auch in der Vielseitigkeit, die er in Wiesbaden bereits sechs Mal gewinnen konnte, trat er als Favorit an. Als bis dahin Bester ging er als letzter Starter auf den Geländekurs. Am Ende jedoch fehlten ihm und seinem erst neunjährigen fischerSolution II drei Sekunden für Platz eins. Dennoch zeigte sich Jung zufrieden. „Er ist ein junges Pferd und ging hier erste seine zweite Vier-Sterne-Prüfung. Ich bin zwar schnell geritten, aber nicht nach der Uhr, mehr nach Gefühl. Mir war es wichtig, dass er hier super ins Ziel kommt“, erklärte Jung. Schon auf der letzten Runde durch das Wiesbadener Stadion sei ihm klar gewesen, dass es eng für ihn werden würde. „Aber da war es schon zu spät, noch etwas zu riskieren. Da hätte ich ihn schon früher auf den Galoppstrecken etwas mehr gehen lassen müssen. Aber das war nicht meine Priorität dieses Mal.“
Damit behielt Felix Etzel die Nase vorn. Nach der Dressur und einem fehlerfreien Springen noch Dritter, eroberte er mit der schnellsten Geländerunde die Spitzenposition und gab diese bis zuletzt nicht ab. Für den 31-Jährigen war es der insgesamt dritte Sieg auf Vier-Sterne-Niveau – alle drei erritten mit dem 14-jährigen Trakehnerhengst Polartanz TSF, den Etzel seit acht Jahren im Stall und selbst ausgebildet hat. „Er ist ein sehr wendiges, agiles Pferd, der von einem gewissen Grundtempo im Springen und Gelände lebt. Das Gelände hier in Wiesbaden kam ihm heute natürlich voll entgegen“, sagte er.
Einziger Wermutstropfen der auch bei den Zuschauern sehr beliebten Vielseitigkeitsprüfung im Biebricher Schlosspark war in diesem Jahr die Größe des Starterfeldes. Mit 19 Teilnehmern war die Prüfung deutlich schwächer besetzt als im Vorjahr. Dies galt auch für die Altersklasse U25, in der sich lediglich fünf Paare um den Titel bewarben. „Wir hatten schon im Vorfeld Probleme mit Terminüberschneidungen, weshalb wir verhältnismäßig wenig Starter in diesem Jahr hatten“, erklärte U25-Bundestrainer Andreas Dibowski. „Das gilt speziell auch für die U25-Reiter. Der Rahmen hier ist extrem wertvoll und wir wollen sie hier gerne haben. Aber die Altersklasse ist in der Vielseitigkeit nicht so abgespalten wie in Dressur und Springen. In der Vielseitigkeit haben wir auch schon gute U25-Reiter im Olympiakader und die haben natürlich die Deutsche Meisterschaft am kommenden Wochenende in Luhmühlen im Auge. Dazu kommt, dass wir zu wenig Pferde haben. Kaum ein Reiter ist mit mehreren Pferden auf diesem Niveau bestückt, daher müssen sie sich genau überlegen, welche Prüfungen sie bestreiten.“
U25-DM: Brandon Schäfer-Gehrau ist Deutscher Meister Bester U25-Reiter war von Anfang an Brandon Schäfer-Gehrau, der nach seiner Zeit in der Perspektivgruppe inzwischen als Hauptbereiter im Stall Brugmann in den Niederlanden arbeitet. Bei seiner DM-Premiere im vergangenen Jahr hatte er noch Platz drei belegt. Nun gelang ihm die zweitbeste Dressur nach Michael Jung, ebenso wie eine Nullrunde im Wiesbadener Parcours. Im Gelände fehlte ihm und seiner zehnjährigen Hannoveraner Stute dann aber das notwendige Quäntchen Glück, um auch in der Gesamtwertung vorne mitzumischen. Very Special traute sich zunächst nicht in das Wasserhindernis zu springen, so dass sich der Reiter nach zwei Fehlversuchen entschied, ihr den Durchritt erst einmal in Ruhe zu zeigen. Das kostete nicht nur Hindernis- sondern auch viele Zeitstrafpunkte. Aber es half, denn die beiden beendeten den Kurs ohne weitere Zwischenfälle. „Das Pferd hat sich enorm weiterentwickelt. Aber heute war nicht unser Tag“, sagte er. Das Verhalten am Wasser sei eher untypisch für Very Special, was weniger am Wasser als an der Menschenmenge dahinter gelegen habe, mutmaßte er. „Sie ist ein vorsichtiges Pferd und war in diesem Jahr sehr von den Zuschauern beeindruckt.“
Die DM-Silbermedaille ging an Leonard Brüssau. Für den Mannheimer Wirtschaftsjura-Studenten und seinen FBW Duke’s Highlight vom Schwalbenrain war es der erste Vier-Sterne-Start. Erst kürzlich war das Paar in Baborowko Vierter in der CCI3*-S geworden. Zwar benötigte auch er auf dem Kurs einmal zwei Anläufe, um den schmalen Aussprung einer Hinderniskombination zu überwinden, doch konnte auch er die Prüfung beenden. Da dies nur den beiden U25-Paaren gelan, gab es auch keine Bronzemedaille.
„Wiesbaden ist ein ganz besonderes Pflaster. Wir haben in der Vielseitigkeit Pferde, die noch nie Publikum im Gelände gesehen haben. Daher ist die Prüfung, gerade auch mit der Dressur vor dem Schloss und dem großen Springparcours, extrem wertvoll für uns, auch als Lehrmaßnahme“, sagte Andreas Dibowski. Der Bundestrainer kündigte an, dass man Gespräche führe und gemeinsam an einem Konzept arbeite, um künftig wieder größere Starterfelder in Wiesbaden zu haben. fn-press/Hb