Dressurpferde richtig reiten
Wer mit einem Tier umgeht, trägt viel Verantwortung. Wer ein Pferd reitet und es bis in den gehobenen Sport ausbildet, trägt eine ganz besondere Verantwortung. Wie pferdegerechte und faire Ausbildung aussieht, gibt die Reitlehre vor. Darüber sind sich die besten Dressurreiter Deutschlands einig. Bei einem Aktiventreffen im Rahmen der Deutschen Meisterschaften tauschten sie sich darüber aus, wie sich der Dressursport auch in Zukunft weiterhin positiv entwickeln kann.
Der Dressursport habe sich in der Spitze in den vergangenen Jahren erheblich verbessert, stellte Thies Kaspareit, Ausbildungsexperte der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), fest. „Wir haben nun seit zehn Jahren den Kriterienkatalog für den Vorbereitungsplatz und nehmen wahr, dass das Reiten inzwischen häufig beispielhaft für positives Ausbilden ist“, betonte Kaspareit.
Martin Richenhagen, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, hob hervor, wie wichtig diese Entwicklung gewesen sei. Zugleich nehme er, genau wie die Reiter und der Verband, die anhaltende Kritik von außen sehr ernst. „Wir beschäftigen uns intensiv damit, tauschen uns mit Wissenschaftlern aus und sind uns unserer Verantwortung bewusst“, sagte Richenhagen. „Wir setzen die Maßgaben, was okay ist und was nicht“, fuhr er fort. Das Verständnis für die Natur des Pferdes, das richtige Training und das passende Equipment bilden dafür die Grundlage.
Pferdegerechtes Reiten mit dem Kriterienkatalog
Der Kriterienkatalog für den Vorbereitungsplatz, den es seit zehn Jahren gibt, ist ein wertvoller Leitfaden für pferdegerechtes Reiten – auch auf dem Turnier. „Das Ausdrucksverhalten des Pferdes kann damit genau ausgewertet werden“, betonte Dr. Henrike Lagershausen, leitende Tierärztin der FN. Ein Pferd soll beim Reiten insgesamt zufrieden sein. Der Kriterienkatalog unterteilt in „pferdegerecht“, „auffällig“ und „nicht pferdegerecht“ und berücksichtigt alle sichtbaren Merkmale – von der Art des Reitens bis hin zu Kopf-Hals-Haltung, Ohrenspiel oder Schweifhaltung.
„Es kommt auf das Gesamtbild an“, waren sich alle Anwesenden – von der Bundestrainerin bis zum Steward – einig. Jeder Reiter möchte stets ein losgelassenes, zufriedenes und motiviertes Pferd vorstellen. Das Wohl des Pferdes ist für Reiter, Richter, Stewards, Tierärzte und Ausbilder das höchste Gut. Zugleich wissen sie, dass sie nach dem Optimum streben.
„Dieses immer zu erreichen, entspricht nicht der Realität. Doch bedeutet das keineswegs, dass wir unsere Pferde quälen. Es ist entscheidend, dass wir auf das Ausdrucksverhalten unserer Pferde achten. Wenn der Gesamteindruck nicht stimmig ist, müssen Reiter, Stewards, Richter und Trainer handeln“, lautete eine der klaren Forderungen während des Treffens. Die Harmonie des Reitens müsse im Fokus stehen – darüber herrschte Einigkeit. Die Aktiven begrüßten darüber hinaus, dass es zum Beispiel im Falle von Maulverletzungen klare Sanktionen gibt.
Talkrunde „Dressurpferde richtig gymnastizieren“
Am 15. Juli findet in Warendorf eine Talkrunde zum Thema „Dressurpferde richtig gymnastizieren“ statt. Dazu lädt FN-Präsident Martin Richenhagen ein. Mit dabei sind Rekord-Olympiasiegerin Isabell Werth, Reitmeister Hubertus Schmidt, FEI-Steward Jacques van Daele, die Leiterin der FN-Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz, Dr. Henrike Lagershausen, sowie FN-Ausbildungsleiter Thies Kaspareit.
Die Talkrunde findet im Hybridformat statt – eine Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich. fn-press/sag