„Vom Ponykind bis zur Olympiasiegerin – alle sind hier zuhause“

Interview mit dem Turnierleiter der Al Shira’aa Bundeschampionate

Die Al Shira’aa Bundeschampionate zählen zu den bedeutendsten Veranstaltungen im deutschen Pferdesport. Sie vereinen Zucht und Sport auf höchstem Niveau, bieten eine Bühne für die besten jungen Pferde und Ponys und ziehen Jahr für Jahr tausende Besucherinnen und Besucher nach Warendorf. Im Interview spricht Turnierleiter Markus Scharmann über die Herausforderungen und Chancen der Veranstaltung, die Bedeutung für Verband und Region – und warum die diesjährigen Bundeschampionate vom 3. bis 7. September in Warendorf ganz besondere Akzente setzen.fn-press: Die Al Shira’aa Bundeschampionate zählen zu den bedeutendsten Veranstaltungen im deutschen Pferdesport. Was heißt es für den Verband, selbst Ausrichter dieses Turniers zu sein?Markus Scharmann: Die Bundeschampionate sind für uns von enormer Bedeutung, weil wir damit sämtliche Zielgruppen direkt in unseren Vorgarten einladen – vom Ponykind bis hin zur Olympiasiegerin. Hier treffen sich die Amateure, die ambitionierten Berufsreiterinnen und -reiter, Züchterinnen und Züchter sowie die internationale Elite. Es ist diese große Breite, die diese Veranstaltung auszeichnet. Für den Verband ist es eine ideale Plattform, um mit unseren Zielgruppen ins Gespräch zu kommen, aber auch um die eigenen Regelwerke praktisch zu erproben. Wir erleben live, was gut funktioniert – und wo wir nachschärfen müssen. Das ist ein echter Praxistest auf höchstem Niveau. Und als Geschäftsstelle mit Sitz in Warendorf – inoffiziell der „Stadt des Pferdes“ – ist es ein besonderes Privileg, dieses Großevent auszurichten.fn-press: Was macht das Besondere der Al Shira’aa Bundeschampionate im Vergleich zu anderen Turnieren aus?Markus Scharmann: Der besondere Charakter liegt in der klaren Fokussierung: Es geht um das junge Pferd. Um Zucht und Ausbildung. Und zwar nicht disziplingetrennt, sondern disziplinübergreifend auf einer gemeinsamen Plattform. Damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die richtige Ausbildungsanforderung für junge Pferde. Ein gutes Beispiel: Bei den fünf- und sechsjährigen Springpferden schauen wir nicht nur auf Zeit und Fehler, sondern bewerten auch Rittigkeit, Springtechnik und Perspektive – das ist ein anderer Ansatz im internationalen Vergleich.fn-press: Als Turnierleiter tragen Sie die Verantwortung für die Gesamtorganisation. Was sind dabei die größten Herausforderungen?Markus Scharmann: Die größte Herausforderung ist für mich ganz klar: Ein guter Gastgeber sein. Und zwar so, dass jeder – vom Reiter bis zur Zuschauerin, vom Züchter bis zum Sponsor – am Ende sagt: „Das war ein großartiges Event.“ Die Bedürfnisse sind vielfältig, teils auch widersprüchlich. Trotzdem wollen wir allen gerecht werden. Das beginnt bei der Infrastruktur: Wir haben keine feststehende Anlage, sondern bauen jedes Jahr aufs Neue – mit mehreren Plätzen und fast 60 Prüfungen. Wir haben Maßnahmen wie die Bimmelbahn als Shuttle für die Zuschauer vom Parkplatz zum Eingang eingeführt, um Wege zu verkürzen. Und ständig Ideen, wie wir Abläufe verbessern können. Aber klar: Wenn’s regnet, können wir das Wetter nicht ändern – wohl aber versuchen, das Erlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten.fn-press: In der Vergangenheit war die wirtschaftliche Lage nicht einfach. Was haben Sie unternommen, um die Veranstaltung zukunftsfähig aufzustellen?Markus Scharmann: Wir haben viel investiert – in Qualität, in Atmosphäre, in die Aufwertung des Gesamtbildes. Überdachte Tribünen, der Bundeschampionats-Marktplatz mit Bühne , engere Verzahnung mit der Warendorfer Pferdenacht. Gleichzeitig haben wir akzeptiert, dass das wirtschaftlich nicht auf Anhieb im Plus endet. Als Verband müssen wir mit einer schwarzen Null aus der Veranstaltung gehen – das ist unser Anspruch. Dafür haben wir nun Maßnahmen zur Kosteneinsparung ergriffen, ohne die Qualitäten zu mindern: Die Einnahmenseite versuchen wir durch eigene Vermarktung zu stärken – ein mutiger Schritt, aber ein notwendiger.fn-press: Was hat Sie und Ihr Team bewogen, erstmals die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen?Markus Scharmann: Manchmal ergeben sich Dinge aus der Situation heraus. Im März war klar: Wenn wir es nicht selbst machen, wird es in dieser Form nicht stattfinden. Wir wussten um das Risiko – aber auch um die Chance. Diese Veranstaltung ist ein Schaufenster unserer Arbeit, unserer Zucht, unserer Ausbildung. Sie gehört nach Warendorf und sie gehört in Verbandshand. Wir tragen die Verantwortung – für die Veranstaltung und für den Sport. Und mein Team leistet Großartiges. Es ist eine Gemeinschaftsleistung aus Haupt- und Ehrenamt.fn-press: Wie ist die Resonanz der Aussteller und Partner auf diesen Schritt?Markus Scharmann: Sehr positiv! Viele treue Aussteller sind wieder dabei. Gleichzeitig haben wir neue Wege beschritten – zum Beispiel mit dem Area-Sponsoring. Unsere Plätze tragen nun die Namen von Partnern, was gut angenommen wird. Wir merken auch Synergieeffekte: Partner engagieren sich jetzt nicht nur bei den Bundeschampionaten, sondern auch bei anderen Formaten wie dem Preis der Besten oder dem Bundesnachwuchschampionat. Das ist eine Entwicklung, die Mut macht.fn-press: Welche Neuerungen dürfen Besucherinnen und Teilnehmer dieses Jahr erwarten?Markus Scharmann: Wir haben bewusst keine Revolution angestrebt, sondern eine behutsame Weiterentwicklung. Bewährtes bleibt: Das Sparkassen-Kinderland, der Tag der Warendorfer, die Pferdenacht in der Innenstadt inklusive kostenlosem Shuttle. Und: Wir wollen das Event weiter emotional aufladen. Etwa mit Talkrunden auf der Sparkassenbühne oder einem in Planung befindlichem Familienevent am Samstag. Die genauen Inhalte sind noch in Arbeit.fn-press: Wenn Sie nach vorne blicken – was ist Ihre Vision für die Zukunft der Bundeschampionate?Markus Scharmann: Ich wünsche mir, dass die Bundeschampionate ein fester Termin im Kalender jedes Pferdemenschen sind – als Plattform, Austauschort, als Schaufenster für Zucht und Ausbildung. Ich wünsche mir, dass wir mit dieser Veranstaltung Standards setzen für verantwortungsvolle Jungpferdeausbildung, für Dialog, für Qualität. Und dass wir im internationalen Vergleich noch mehr Strahlkraft entwickeln. Warendorf soll der Ort sein, wo man als Pferdemensch einmal gewesen sein möchte.fn-press: Und zum Schluss ganz persönlich: Was motiviert Sie, sich jedes Jahr erneut mit so viel Energie einzubringen?Markus Scharmann: Der Pferdesport hat mir persönlich viel gegeben. Ich bin überzeugt davon, dass gerade junge Menschen in der Auseinandersetzung mit dem Pferd unheimlich viel für sich selbst lernen können. Wenn wir diese wunderbare Verbindung zwischen Mensch und Pferd in die Zukunft tragen wollen, muss Verantwortung übernommen werden. Menschen, die über Anforderungen, Grenzen und Veränderungen nachdenken. Und bereit sind, sich zu engagieren. Und die zeigen: Leistung und Verantwortung für das einem anvertraute Tier gehören zusammen. Die Bundeschampionate sind dafür eine sehr geeignete Plattform. Darum ist diese Veranstaltung so wichtig, darum setze ich mich dafür ein.Das Gespräch führte Adelheid Borchardt.Weitere Informationen unter www.bundeschampionate-warendorf.de

 

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