Foto: Titelseite Reiterjournal 03/2025
Richtig reiten reicht - Es gibt wenige Sätze, die so klar und wahr sind wie dieser. Der große Hippologe Paul Stecken hat ihn gesprochen, wie in Stein gemeißelt. In diesen Zeiten, in denen Diskussionen um Tierschutz im Pferdesport lieber emotional (bis hysterisch) und leider oft mit wenig Pferdeverstand geführt werden, sollte man mal wieder die alten Meister lesen. Jene, die Pferde ausgebildet und ihr Wissen aus Erfahrung geschöpft haben.
Neulich fand in Baden-Württemberg ein Tierschutztag statt, der erste dieser Art auf Landesebene. Neben Tierärzten und Turnierfachleuten waren aus der Warendorfer Reiterzentrale der neue Präsident Martin Richenhagen ins Schwabenland gereist, ebenso der frühere Olympiareiter Thies Kaspareit, der bei der FN die Abteilung Ausbildung und Wissenschaft leitet. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden des Pferdes und der zeitlosen Klassischen Reitlehre deutlich. Jeder Reiter, der Pferde erlebt, die im Zuge einer systematischen Ausbildung vom lustlosen Hallenbodenschlurfer zum stolzen Ross geworden sind, das die Beine wirft und die Muskeln spielen lässt, kann das bestätigen.
Auf derselben Veranstaltung beklagte der FN-Präsident, die Reiter seien beim Thema Tierschutz in die Defensive geraten. Das stimmt. Es stimmt aber auch, dass sie sich zu oft selbst in diese Defensive begeben haben. Auch ganz aktuell reisen FN-Ausbildungsbotschafter durch die Republik und postulieren, das Reiten ohne Zügel und Anlehnung sei das feine Reiten. Die #doitride-Kampagne missriet zur Kampagne gegen das sportliche Reiten. Das alles geht in die falsche Richtung und ruft nur immer mehr Kritiker auf den Plan, die bis heute nicht verstanden haben, was Pferdeleute wie Paul Stecken gespürt und entsprechend publiziert haben. Die intensivste Beziehung zwischen Mensch und Pferd entsteht immer noch bei der gemeinsam erbrachten Anstrengung. Nie spürt man sich besser. Und kann es einen treffenderen Begriff dafür geben als einen, der in der Klassischen Reitlehre ein zentraler ist: Durchlässigkeit. Kuscheln ist etwas Schönes, es macht das Pferd aber weder stärker noch gesünder. So dürfen wir nicht nachlassen, den Zusammenhang zwischen richtigem Reiten und der Stärkung des Pferdes immer wieder zu betonen. Nur so kommen wir in der Tierschutzdiskussion weiter, nur so sind wir ehrlich und fachlich sauber. Weil es stimmt.
Beste Grüße
Roland Kern
Redaktion Reiterjournal und BAYERNS PFERDE