Laura Graves triumphiert im Preis der Familie Tesch und bringt die USA in Führung im Lambertz-Nationenpreis

Foto: Der Siegerin gratulieren Sabine und Siegward Tesch zusammen mit ALRV-Aufsichtsratsmitglied Stefanie Peters (rechts) - Fotograf: CHIO Aachen/ Michael Strauch

Foto: Der Siegerin gratulieren Sabine und Siegward Tesch zusammen mit ALRV-Aufsichtsratsmitglied Stefanie Peters (rechts) - Fotograf: CHIO Aachen/ Michael Strauch

Die US-amerikanische Dressurreiterin Laura Graves war mit einem klaren Ziel vor Augen zum Weltfest des Pferdesports, CHIO Aachen, gekommen: gewinnen. Das ist ihr gleich im ersten Anlauf im Grand Prix um den Preis der Familie Tesch gelungen – allerdings zeigte sich ihre härteste Gegnerin, Dauerrivalin Isabell Werth, heute deutlich unter Form. Das verleiht auch dem Lambertz Nationenpreis der Dressurreiter, dessen erster Teil der heutige Grand Prix war, eine Spannung wie selten zuvor.

 

Satte 80,606 Prozent gaben die Richter der US-Amazone Laura Graves für ihre Vorstellung im Grand Prix um den Preis der Familie Tesch auf dem Florett As-Sohn Verdades. Ein super Ergebnis und die deutliche Führung. Aber Laura Graves musste bis zum letzten Paar warten, ehe sie über ihren Sieg jubeln durfte. Denn das letzte Paar, das waren Isabell Werth und Emilio. Der Westfale war für Werths Weltcup-Siegerin Weihegold eingesprungen, eine Entscheidung des deutschen Dressurausschusses mit Hinblick auf die Weltreiterspiele in Tryon. Schließlich gilt: Wer in Aachen besteht, der tut das überall. Wenn er denn besteht …

 

Isabell Werths Emilio präsentierte sich heute nämlich gar nicht als der Musterknabe, der er sonst ist. In der ersten Piaffe machte er Ansätze zu steigen. Isabell Werth managte das mit der Routine, die man hat, wenn man 595 nationale und internationale Grand Prix-Siege auf 27 Pferden in der Tasche hat. Aber Emilio beruhigte sich nicht. Es folgten noch diverse weitere Patzer, die die Bewertung am Ende auf 72,516 Prozent drückten. Das hatte so niemand erwartet. Und erklärten konnte es schon gar keiner. Isabell Werth: „Ich weiß nicht, was passiert war. Da muss ich erst mal eine Nacht drüber schlafen. Für den Nationenpreis in Aachen stellt man sich eigentlich etwas anderes vor …“

 

Damit stand fest: Laura Graves und Verdades haben zum ersten Mal in ihrer Karriere den Preis der Familie Tesch beim CHIO Aachen gewonnen!

 

Isabell Werth und Emilio endeten abgeschlagen auf Platz 17 im Grand Prix. Hinter der Siegerin Laura Graves platzierte sich die EM-Dritte Cathrine Dufour mit ihrem Caprimond-Sohn Cassidy an zweiter Stelle (78,494 Prozent). Obwohl auch sie einen dicken Fehler hatte, als der 15-jährige Wallach sich beim Übergang aus dem versammelten Schritt in die Passage erschreckte und einen Satz nach vorne machte. Aber danach war er gleich wieder konzentriert. „Ansonsten ist die Prüfung für uns aber sehr gut gelaufen“, betonte sie später.

 

Rang drei könnte man ein wenig als das Wunder von Aachen bezeichnen: Vor vier Wochen hatte Helen Langehanenberg ihre zweite Tochter zur Welt gebracht, Finja. Wenige Tage später kündigte sie an, in Aachen reiten zu wollen. Den Plan hatte sie schon im Frühjahr in Neumünster am Rande des Weltcup-Turniers von Neumünster verlautbaren lassen – mit dem Zusatz: „Das müsste dann aber schon eine Punktlandung sein.“ Tochter Finja tat ihr den Gefallen. Schon fünf Tage nach der Geburt saß Langehanenberg erstmals wieder auf ihrem Mannschaftseuropameister Damsey. Der war während der Babypause seiner Reiterin von ihrem „super Team“ fit gehalten worden und hatte nichts verlernt. Gut so, denn am Freitag rief die Bundestrainerin Monica Theodorescu bei Helen Langehanenberg an und teilte ihr mit, dass sie statt der CDI4*-Tour im Team für den Lambertz Nationenpreis reiten soll. „Da hatte ich erstmal drei Sekunden lang Schnappatmung“, so Helen Langehanenberg. Aber Nervosität ist ein Fremdwort für sie: „Ich bin eh nicht der Typ der aufgeregt ist. Und mehr als gut reiten kann ich ja nicht.“ Und wie sie das heute tat – 77,034 Prozent bedeuten einen persönlichen Aachen-Rekord für sie und Damsey im Grand Prix. Monica Theodorescu kommentierte: „Ich kann das ja nicht beurteilen, weil ich nie ein Kind bekommen habe, aber dass sie so stark reitet – irre!“

 

Vierte im Preis der Familie Tesch wurde Jessica von Bredow-Werndl auf Aachen-Debütantin Dalera BB mit 76,848 Prozent. Für die elfjährige Trakehner Stute war dies erst der sechste Grand Prix ihres Lebens. Und die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich heute in Aachen präsentierte, erstaunte selbst ihre Reiterin: „Die geht da rein und rockt das Ding!“, freute sich nach ihrem gelungenen Auftritt.

 

Die vierte deutsche Mannschaftsreiterin Dorothee Schneider auf Sammy Davis Jr. wurde in der Gesamtwertung Sechste mit 75,916 Prozent. Die beiden lieferten einen super Ritt. Bis plötzlich ein Flitzer der besonderen Art über das Viereck hoppelte: Ein Hase hatte sich ins Deutsche Bank Stadion verirrt. Dorothee Schneider und Sammy Davis Jr. waren so konzentriert, dass sie das gar nicht gemerkt haben – obwohl Meister Lampe direkt über die Diagonale huschte, auf der Sammy gerade mit den Einerwechseln beschäftigt war. Ein Raunen ging durchs Publikum, das Dorothee Schneider zutiefst verunsicherte: „Ich wusste absolut nicht, was los war: Hatte ich mich verritten? Hat mein Pferd sein nicht vorhandenes Schweiftoupet verloren?“ Die Verwirrung war denn wohl auch Schuld, dass Sammy Davis Jr. einen Fehler in die Einerwechsel hatten. Trotzdem: Der Rest der Prüfung lief.

 

USA führen im Lambertz Nationenpreis

 

Der Preis der Familie Tesch war der erste Teil des Lambertz Nationenpreis der Dressurreiter. Teil zwei ist der Grand Prix Spécial, der MEGGLE Preis. Es ist also noch nichts entschieden. Eigentlich hatte man damit gerechnet, dass die deutsche Mannschaft auch ohne den aufgrund eines Infekts verhinderten Cosmo von Sönke Rothenberger ein lockeres Heimspiel haben würde. Stattdessen liegen die Gäste aus Übersee mit 231,988 Punkten in Führung, gefolgt von Deutschland mit 229,798 Zählern und Dänemark, die es auf 223,106 Punkte brachten.

 

Ordentlich gepunktet hatten für die USA nicht nur die Siegerin Laura Graves, sondern auch Kasey Perry-Glass, die mit ihrem dänischen Diamond Hit-Sohn Goerklintgaards Dublet nach einer sehr harmonischen Runde mit 76,801 Prozent Fünfte wurde. Komplettiert wird das führende US-Team mit Adrienne Lyle auf Salvino (74,581 Prozent) und Steffen Peters mit Rosamunde (71,351).

 

Für die drittplatzierten Dänen reiten neben Cathrine Dufour auf Cassidy auch Anna Zibrandtsen mit Arlando (70,434), Anders Dahl auf Selten HW (70,093) und Daniel Bachmann Andersen mit Blue Hors Zack (74,177).

 

PM
 

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