Es waren große Tage für den Pferdesport im Süden: Stuttgart German Masters in der Schleyer-Halle der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Mit fast 55 000 Besuchern! Die Reiter waren begeistert, vor allem, weil sie die Chance nutzen konnten, für ihren Sport die Werbetrommel zu rühren. Das geht nämlich immer noch am besten vor Ort und mitten im Geschehen. Dort, wo die Hufe klappern und es nach Pferd riecht.
Deshalb sind bei aller Wertschätzung der Basis und der vielen Turniere auf dem Land solche Top-Veranstaltungen wichtig, egal ob in Stuttgart oder München oder in der Nachbarschaft wie demnächst Salzburg, Frankfurt oder Basel. Erstens, weil man sich trifft. Zweitens, weil große Veranstaltungen auch eine breitere Öffentlichkeit erreichen. In Stuttgart beispielsweise reisten die Menschen von weither an, um den ersten Auftritt von Isabell Werths Olympiastute Wendy nach Paris zu sehen. Und dann jene, die Richard Vogel einmal persönlich sehen wollten. Sie wurden nicht enttäuscht. Das sind großartige Vorbilder!
In diesem Jahr sind diese Events besonders wertvoll, weil der Pferdesport immer noch auf einer Welle der Euphorie reitet, die bei den großartigen Olympischen Spielen in Paris losgegangen ist. Die Reiter konnten dort Begeisterung wecken. Die Welle der Euphorie müssen wir nun alle in Bewegung halten. Wir müssen die Begeisterung pflegen und lange anhalten lassen. In Stuttgart beispielsweise hat die Welle noch einmal an Fahrt aufgenommen. Es wurde wieder über tolle Pferde und geniale Reiter gesprochen – nicht über Barren oder Touchieren. Nun kommt es darauf an, diese Stimmung in die Gesellschaft zu transportieren: in Politik und Wirtschaft, in Vereine, in Schulen, an den Stammtisch und an die Bäckertheke. Wir brauchen mehr Reiter, denn jeder ist ein Multiplikator. Da trifft es sich gut, dass der designierte FN-Präsident Martin Richenhagen diese Themen erkannt hat und lösen will. Der Zugang zum Pferd muss leichter werden, sagt auch er. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Kinder beim Bauern am Ort den Umgang mit dem Pferd lernten. Wir brauchen neue Wege, um die Menschen zum Pferd zu bringen – und umgekehrt.
Wenige Tage nach Erscheinen dieser Ausgabe soll er in Warendorf gewählt werden. Die Herausforderungen sind groß, die Hoffnungen ebenso. Jetzt drücken wir dem Mann erst einmal die Daumen. Sicher wird auch der Westfale mit Wohnsitz in den USA bald zu schätzen wissen, was er am starken Süden des Landes hat. Wenn nicht, sagen wir es ihm.
Beste Grüße
Roland Kern
Redaktion Reiterjournal und BAYERNS PFERDE